Nierentransplantationen in Deutschland
Eine Niere transplantiert zu bekommen, bedeutet für die Betroffenen in erster Linie ein unvorstellbares Glück! Denn Spenderorgane sind immer noch rar in Deutschland, rarer als in manchen Nachbarländern – trotz aller Bemühungen diesen Zustand zu verbessern. Eine Spenderniere oder ein anderes Spenderorgan zu erhalten bedeutet aber auch, die lebenslange Einnahme von Medikamenten, sog. Immunsuppressiva. Sie unterdrücken das Immunsystem, um eine Abstoßung des fremden Spenderorgans durch den eigenen Körper zu verhindern.
Das erste Medikament dieser Art wurde 1960 erstmals eingesetzt. Ohne Immunsuppressiva wären Organtransplantationen nicht möglich. Aber diese Medikamente bringen auch Ihre eigenen Risiken und Nebenwirkungen mit sich. Das Ziel der klinischen Forschung auf diesem Gebiet bleibt daher unverändert: Das Leben nach einer Organtransplantation durch neue Medikamente oder Therapien zu verbessern und das Spenderorgan möglichst lange (gesund) zu erhalten.
Rares Spenderorgan, viele Erkrankte
Weltweit leiden schätzungsweise 850 Millionen Menschen an einer Nierenerkrankung. Dazu gehören Krankheitsbilder wie die chronische Nephropathie, akute Nierenschädigungen und Nierenversagen. Wissenschaftliche Annahmen gehen davon aus, dass chronische Nierenerkrankungen bis 2040 die fünfthäufigste Todesursache weltweit sein werden (1). Umso wichtiger ist es daher, neben der Behandlung von Nierenerkrankungen, die Lebensdauer von transplantierten Nieren zu verlängern und dadurch gleichzeitig die Notwendigkeit für eine erneute Nierentransplantation zu senken. Denn obwohl die Niere als Spenderorgan auch von lebenden Menschen gespendet werden kann, gibt es weltweit deutlich mehr Menschen, die eine Nierentransplantation benötigen, als Spendernieren verfügbar sind.
Therapieoptionen: Dialyse und Transplantation
Grundsätzlich gibt es für Menschen mit Nierenerkrankungen im Endstadium zwei mögliche Therapieoptionen: Dialyse (Blutwäsche) und die Nierentransplantation. Dabei ist die Dialyse keine eigentliche Therapie im Sinne einer „Heilbehandlung“, sondern eher eine lebensrettende Maßnahme, um die schlimmsten Folgen der fehlenden Nierenfunktion abzuwenden. Die Dialyse als Form der Nierenersatztherapie hat einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität und den Alltag der Betroffenen. Neben vielen anderen Einschränkungen erfordert sie vor allem mehrfach wöchentlich stundenlange Aufenthalte in Krankenhäusern bzw. Dialysezentren. Für geeignete Patient*innen bietet eine Nierentransplantation daher gute Chancen auf ein längeres Leben mit mehr Lebensqualität.
Die Niere ist das am häufigsten transplantierte Organ. Allerdings sind Spender-Nieren in Deutschland dennoch sehr rar: Im Jahr 2020 standen über 7.000 Patient*innen auf der Warteliste für eine Spenderniere (2). Es wurden jedoch nur ca. 2.000 Nieren gespendet und davon konnten wiederum nur knapp 1.500 Nieren transplantiert werden. Jedes Jahr kommen etwa 2.600 neue Patient*innen auf der Warteliste für eine Spenderniere hinzu. Die Wartezeit auf eine Nierentransplantation liegt momentan im Durchschnitt bei 6-8 Jahren (3).
Nach der Transplantation: lebenslange Immunsuppression
Nach erfolgreicher Transplantation sind die Patient*innen auf die lebenslange Einnahme von Immunsuppressiva angewiesen. Bei einer erfolgreichen Immunsuppression wird dabei auf die „Balance des Überlebens” gesetzt: Die immunsuppressive Wirkung des Medikaments muss einerseits hoch genug sein, um die Organ-Abstoßung zu unterdrücken. Andererseits dürfen die Nebenwirkungen der unterdrückten Immunabwehr die Gesundheit des Patient*innen nicht gefährden.
Aktuell angewendete Immunsuppressiva verhindern zwar wirkungsvoll die Abstoßungsreaktionen, bringen aber gleichzeitig Nebenwirkungen mit sich, die unter anderem die transplantierte Niere schädigen. Das führt oft zu einer begrenzten Lebensdauer des neuen Organs. Bei etwa der Hälfte der Patient*innen muss nach ca. 10 Jahren bereits eine zweite Niere transplantiert werden. In der Regel sind Betroffene während der Wartezeit auf das neue Organ erneut auf die Dialyse angewiesen. Das daraus resultierende Spannungsfeld aus lebenslanger Immunsuppression einerseits und dem drohenden Risiko einer Organschädigung und dem möglichen Verlust des Organs andererseits, belastet die meisten Betroffenen und ihre Angehörigen stark. Gerade deshalb sind neue Therapieoptionen notwendig, um die Lebensdauer von transplantierten Nieren zu verlängern und die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen nachhaltig zu verbessern.
Entwicklung verbesserter Therapieoptionen
Novartis forscht daher mit Nachdruck an der Entwicklung innovativer Medikamente für Nierentransplantierte im Rahmen von klinischen Studien. Welche Studien Novartis aktuell durchführt erfahren Sie hier.
Eine weitere wichtige Säule der klinischen Forschung auf diesem Gebiet ist die Verbesserung der Nachsorge und der Versorgungsstrukturen für nierentransplantierte Menschen, sowie die Entwicklung hilfreicher Unterstützungs- und Informationsangebote.
An dieser Entwicklung können Sie selbst aktiv mitwirken: Wenn Sie nierentransplantiert sind, können Sie an unserer anonymen Patient*innenbefragung teilnehmen. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa 15 Minuten. Alle von Ihnen mitgeteilten Informationen und Antworten werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt, die Auswertung erfolgt anonymisiert.
Zur Umfrage geht es hier.
Ausführliche Informationen zum Thema Nierentransplantation erhalten sie außerdem hier.
Referenzen:
(1) Foreman KJ et al. Lancet 2018; 392: 2052–2090.
(2) Deutsche Stiftung Organtransplantation Statistiken zur Organtransplantation (dso.de)
(3) Nierentransplantation – Zahlen und Fakten. https://www.organspende-info.de/organspende/transplantierbare-organe/nierentransplantation.html