Migräne-Prophylaxe

Welche Erfahrungen mit vorbeugenden Migräne-Therapieansätzen gibt es?

Migränepatient*innen werden bei der Migräne-Prophylaxe mit einer Vielzahl von Medikamenten behandelt, von denen jedoch die wenigsten speziell für die Migräne-Therapie entwickelt wurden. Oft brechen die Betroffenen diese vorbeugenden Behandlungen ab. Entweder weil zu viele Nebenwirkungen auftreten oder das Medikament nicht die erhoffte Wirkung bringt.

Das von Novartis initiierte und durchgeführte Forschungsprojekt BECOME (2017-2018) untersuchte die unübersichtliche und von Ärzt*innen uneinheitlich gehandhabte Migräne-Vorbeugung genauer. Die 161 internationalen Forscher*innen (davon 26 deutsche Neurolog*innen) analysierten dabei u.a.:

  • wie viele Migränepatient*innen eine oder mehrere vorbeugende Behandlungen abgebrochen hatten.
  • welche vorbeugenden Therapien sie zuvor erhalten hatten
  • welche Auswirkungen die Migräne auf die Lebensqualität der Patient*innen hatte.

Die BECOME Datensammlung zielte darauf ab, Erkenntnisse für die langfristige Verbesserung der Versorgung von Migräne-Patient*innen zu erhalten. Denn trotz der vielfältigen Therapiemöglichkeiten erhalten immer noch unzählige Betroffene keine zufriedenstellende Migräne-Therapie.

Befinden & Handeln der Patient*innen gab Aufschluss über vorbeugende Migränetherapien

Wenn Menschen mit einer stark belastenden Erkrankung wie Migräne eine Therapie erhalten, so werden sie diese Therapie immer dann beibehalten, wenn diese wirksam und verträglich ist. Also kurz gesagt: wenn der Nutzen der Therapie die Nachteile (Nebenwirkungen) überwiegt. Um die Gesundheitsversorgung von Migräne-Patient*innen zum Zeitpunkt der Datenerhebung möglichst neutral erfassen zu können, wurde nicht in den Therapieverlauf eingegriffen, sondern dieser lediglich beobachtet. Dazu wurde dokumentiert, wie Ärzt*innen in verschiedenen europäischen Ländern Migräne-Patient*innen behandeln und wie es den Patient*innen unter der jeweiligen vorbeugenden Migräne-Therapie ergangen war.

Die teilnehmenden Ärzt*innen wählten dabei unter ihren Patient*innen jene aus, die bereits eine oder mehrere erfolglose vorbeugende Migränebehandlung (Migräne-Prophylaxe) abgeschlossen hatten. Nachdem die Patient*innen der Teilnahme zugestimmt hatten, wurden Interviews zur Migräne durchgeführt und verschiedene Fragebögen ausgefüllt.

Wo wurde geforscht?

Die BECOME-Forscher*innen erhoben Daten in Deutschland, Belgien, Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Großbritannien, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien und Tschechien. Außerdem wurden auch Daten in Israel erhoben.

Zu welchen Ergebnissen kam die Untersuchung?

Insgesamt nahmen 2.419 Patient*innen an dem Forschungsprojekt teil, sie waren durchschnittlich 43 Jahre alt, davon

  • 86,9 % Frauen
  • 13 % Männer

Die Anzahl der Migränetage pro Monat gab Auskunft über die Krankheitsintensität der Patient*innen:

  • 4-7 Migränetage: 33,3 %
  • 8-14 Migränetage: 25,0 %
  • über 15 Migränetage: 41,6 %

61,1 % der Betroffenen litten neben Migräne an weiteren Erkrankungen. Die häufigsten waren

  • Depressionen 12,9 %,
  • Bluthochdruck 8,4 %
  • Schilddrüsenunterfunktion 6,5 %
  • Asthma 4,8 %
  • Angstzustände 4,0 %

42,7% aller untersuchten Patient*innen hatten schon einmal eine vorbeugende Migränebehandlung abgebrochen. 15,3 % sogar schon 4 oder mehr als 4.

Deutsche Patient*innen hatten sich sogar etwas häufiger als Betroffene in anderen Ländern für einen Migräne-Prophylaxe-Abbruch entschieden: 45 % der Untersuchten wählten diesen Schritt nach der ersten erfolglosen Prophylaxe-Therapie, 12,3% hatten bereits vier oder mehrere erfolglose Behandlungsversuche abgebrochen.

 

Wirkungslose Prophylaxe-Therapien werden abgebrochen

Die Gründe für die Abbrüche von Migräne-Prophylaxe-Therapien waren sowohl in Deutschland als auch in allen anderen teilnehmenden Ländern gleich:

  • die Hälfte aller Abbrecher*innen stoppte die Therapie, weil die Behandlung nicht die gewünschten Ergebnisse erzielte.
  • die andere Hälfte brach die Therapie wegen zu vieler/zu starker Nebenwirkungen

Interessant dabei: Zum Zeitpunkt der Datenerhebung (2017 – 2018) war keine der in der ärztlichen Routine eingesetzten Therapien tatsächlich für die Migräne-Prophylaxe entwickelt worden.

In Form von Fragebögen gaben die Patient*innen Auskunft über die Auswirkungen der Migräne auf ihren Alltag & ihre Lebensqualität. Die Ergebnisse zeigen:

Je mehr erfolglose vorbeugende Behandlungen die Migräne-Patient*innen durchgemacht hatten, desto stärker schränkte die Erkrankung sie im Alltag ein.

Ein Teil der Studie beschäftigte sich außerdem mit den Kosten, die Migräne im Gesundheitssystem und in der Gesellschaft verursacht. Diese Kosten sind umso höher, je mehr erfolglose Migräne-Prophylaxe-Therapien die Betroffenen erhalten hatten, bzw. je mehr monatliche Migränetage die Patient*innen hatten. Diese Patient*innen benötigen häufigere Arztbesuche oder sogar Notaufnahmebehandlungen und sie erleiden mehr Arbeitsausfälle. All diese Faktoren zusammengenommen, verursachen hohe volkswirtschaftliche Kosten.

Wie können die Erkenntnisse der BECOME-Forschung Migräne-Patient*innen helfen?

Durch die einheitliche Befragung in allen Studienländern konnte das bisher begrenzte Wissen über die Behandlungssituation von Migräne-Patient*innen mit erfolglosen vorbeugenden Migränebehandlungen gezielt erweitert werden. Über alle teilnehmenden Länder hinweg konnte ein starker Einfluss der Migräne auf Alltag & Lebensqualität festgestellt werden. Auch zeigte sich, dass die zum damaligen Zeitpunkt angewendeten Therapien von den Betroffenen zu einem hohen Prozentsatz (insgesamt ca. 43%) als unverträglich oder nicht den erhofften Erfolg erzielend eingestuft wurden.

Die vollständigen Ergebnisse der BECOME-Datensammlung können Sie hier einsehen.

 

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