Lebensmittelallergien | Novartis - klinische Forschung - Schale mit Erdnüssen, Inhalatator und Medikamente

Lebensmittelallergien

Wenn Essen zur Gefahr wird

Haben Sie das auch schon mal erlebt? Sie laden Freund*innen zum Essen ein und plötzlich wird  das Menü zur Herausforderung: Die eine Person ist allergisch gegen Nüsse, der nächste verträgt keine Tomaten, jemand reagiert auf Schalentiere und wieder andere meiden strikt Weizenprodukte. Gar nicht so einfach, etwas zu servieren, das alle bedenkenlos genießen können. Schließlich möchte niemand dafür verantwortlich sein, wenn es einem Gast nach dem Essen schlecht geht oder er im schlimmsten Fall einen allergischen Schock erleidet.

Allergien auf bestimmte Lebensmittel gehören für viele Menschen mittlerweile zum Alltag. Doch woran liegt es, dass immer mehr Menschen mit einer Lebensmittelallergie zu kämpfen haben? Was genau passiert dabei im Körper? Und worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit?

Warum nehmen Allergien immer mehr zu?

Nicht nur Lebensmittelallergien treten heute häufiger auf als noch vor einigen  Jahrzehnten. Inzwischen entwickeln immer mehr Menschen im Laufe ihres Lebens eine Allergie. Doch woran liegt das?

Forschende vermuten mehrere Ursachen für diesen Anstieg:

  • Klimawandel und Pollenflug: durch den Klimawandel beginnt die Pollensaison, also die Zeit, in der Pflanzen ihren Blütenstaub freisetzen, früher und dauert länger. Das Immunsystem ist dadurch über einen längeren Zeitraum Pollen  ausgesetzt, was das Risiko für die Entwicklung einer allergischen Reaktion auf Pollen erhöhen kann.
  • Umweltverschmutzung: Ruß- und Feinstaubpartikel reizen die Atemwege und können das Immunsystem zusätzlich belasten. In Kombination mit anderen Faktoren kann das die Entstehung von Allergien begünstigen.
  • Übermäßige Hygiene im Kindesalter: Studien zeigen, dass ein „zu steriles“ Umfeld in der frühen Kindheit das Immunsystem daran hindern kann, sich gesund zu entwickeln, was wiederum das Risiko für Allergien erhöht.
  • Eingeschränkte Vielfalt in der Ernährung: eine einseitige Ernährung in jungen Jahren kann später zu Lebensmittelallergien führen. Auch hierzu gibt es wissenschaftliche Hinweise.
Lebensmittelallergien | Novartis - klinische Forschung - Mädchen im Wald hält Gänseblümchen und muss niesen

Woran erkennt man eine Lebensmittelallergie?

Eine Lebensmittelallergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Bestandteile in Nahrungsmitteln. Normalerweise schützt uns das Immunsystem vor Krankheitserregern wie Viren oder Bakterien. Bei einer Allergie stuft es jedoch bestimmte Stoffe, sogenannte Allergene, fälschlicherweise als gefährlich ein. Typische Symptome treten meist innerhalb weniger Minuten nach dem Verzehr auf. Betroffene bekommen eine pelzige Zunge, Hautauschlag oder Juckreiz, sowie Schwellungen im Mund, an den Lippen, in der Nase oder im Rachen. Auch Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall können auftreten. Im schlimmsten Fall kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, einer lebensbedrohlichen Reaktion, die zu Kreislaufversagen und Atemstillstand führen kann.

Der Ablauf einer Allergie kann in zwei Phasen unterteilt werden. Zunächst kommt es zur Sensibilisierung. Das heißt, dass beim ersten Kontakt mit einem Allergen das Immunsystem dieses fälschlicherweise als gefährlich einstuft. Es bildet spezielle Antikörper vom Typ Immunglobulin E (IgE), die an sogenannte Mastzellen binden können. Das sind Immunzellen, die vor allem in Haut, Atemwegen und Schleimhäuten vorkommen. Bei einem späteren Kontakt mit demselben Allergen beginnt die eigentliche allergische Reaktion: Das Allergen wird von den IgE-Antikörpern gebunden, die wiederum an Mastzellen binden. Die Mastzellen reagieren, indem sie Histamin und andere Entzündungsstoffe freisetzen. Diese Botenstoffe lösen die typischen allergischen Symptome aus. Bei Lebensmittelallergien reagiert der Körper dabei besonders häufig auf ganz bestimmte Eiweiße in Lebensmitteln. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass alle eiweißhaltigen Lebensmittel potenziell Allergien auslösen können. Hierzu zählen insbesondere Eier, Soja, Weizen, Erdnüsse, Fisch und Meeresfrüchte, Nüsse und Kuhmilch.

Lebensmittelallergien treten oft schon im Kindesalter auf. Manche können mit der Zeit wieder verschwinden, wie etwa die Kuhmilchallergie. Andere, wie die Erdnuss- oder Haselnussallergie wiederum bleiben meist ein Leben lang bestehen.

Lebensmittelallergien | Novartis - klinische Forschung - Closeup von Hautstich Allergietest

Was, wenn gängige Allergietests ergebnislos bleiben?

Eine Diagnose von Allergien erfolgt in der Regel durch einen Allergietest in einer ärztlichen Praxis. Manchmal zeigen die üblichen Tests keine Auffälligkeiten oder zeigen Auffälligkeiten, aber es liegen keine klinischen Symptome vor. Wie kann das sein? Die gängigen Testverfahren wie der Pricktest oder Bluttests geben immer nur einen Hinweis, ob sich das Immunsystem im Sinne der Bildung von IgE-Antikörpern mit dem jeweiligen Lebensmittel auseinder gesetzt hat, nicht aber, ob nach dem Verzehr auch Beschwerden auftreten. Hierzu bedarf es einer genauen Anamnese und bei unklarer Diagnose auch eine Provokationstestung in der Klinik.

Seltene Lebensmittelallergien: wenn selbst Fachleute ratlos sind

Doch nicht jede Lebensmittelallergie geht mit einer erhöhten IgE-Produktion einher. In solchen Fällen sprechen Fachleute von nicht-IgE-vermittelten Allergien. Diese sind schwieriger zu erkennen und werden leicht übersehen, vor allem, wenn Ärzt*innen nicht auf seltene Allergieformen spezialisiert sind.

Ein Beispiel hierfür ist FPIES , das Food-Protein-induced-Enterocolitis-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine allergische Reaktion auf bestimmte Lebensmitteleiweiße, die nicht durch IgE-Antikörper ausgelöst wird. Genau das macht die Diagnose so schwierig: gängige Allergietests schlagen nicht an. FPIES tritt häufig bei Kleinkindern auf und wird oft  durch eher untypische Lebensmittel wie Reis, Fisch oder Gemüsesorten ausgelöst. Die Symptome sind zeitverzögertes Erbrechen nach 1-4 Stunden, in schweren Fällen auch blutiger Durchfall nach 5-8 Stunden sowie Kreislaufprobleme.

Eine weitere seltene Form ist die Weizenabhängige, anstrengungsassoziierte Anaphylaxie (WDEIA). Dabei vertragen Betroffene Weizen unter normalen Umständen gut, doch in Kombination mit einem sogenannten Trigger wie körperlicher Anstrengung oder Alkohol kann es zu einer schweren allergischen Reaktoin kommen. Wer zum Beispiel vor dem Joggen einen Müsliriegel mit Weizen isst oder zur Pasta ein Glas Wein trinkt, riskiert eine allergische Reaktion.

Auf Sport müssen WDEIA-Betroffene trotzdem nicht verzichten. In einer individuellen Beratung können persönliche Auslöser bestimmt und individuelle Ernährungsempfehlungen erarbeitet werden.

Ausführliche Informationen speziell zu seltenen Lebensmittelallergien, aber auch vielen anderen Allergien, bietet der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) auf seiner Website.

Lebensmittelallergien | Novartis - klinische Forschung - joggende Frau

Kreuzallergie: wenn das Immunsystem Ähnlichkeiten erkennt

Manche Menschen mit einer Allergie reagieren nicht nur auf einen bestimmten Stoff, sondern auch auf andere, die diesem strukturell ähneln. In solchen Fällen spricht man von einer Kreuzallergie. Dies betrifft häufig Menschen mit einer Pollenallergie. Zunächst entsteht zum Beispiel eine Allergie gegen Birkenpollen. Später treten plötzlich Beschwerden beim Verzehr von Äpfeln oder Haselnüssen auf. Diese Lebensmittel enthalten nämlich Eiweiße, die den Birkenpollen sehr ähnlich sind. Das Immunsystem sieht die Ähnlichkeit und reagiert auch auf das Lebensmittel allergisch. Die Symptome einer Kreuzallergie können zu Jucken im Mund- und Rachenbereich, Kribbeln auf der Zunge oder an den Lippen sowie leichten Schwellungen im Gesichtsbereich oder Verschlechterung der Atmung führen. Die Beschwerden treten meist direkt nach dem Verzehr auf. Um Kreuzallergien frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll, im Rahmen einer Ernährungstherapie anhand des Pollenprofils einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen, denn nicht jeder Pollenallergiker reagiert auch auf Lebensmittel. Testungen führen oftmals zu falsch positiven Ergebnissen und zeigen nicht die klinische Relevanz auf (also ob auch Beschwerden beim Verzehr auftreten).

Lebensmittelallergien | Novartis - klinische Forschung - Kind wird gestillt

Muttermilch kann vor Allergien schützen

Schon im Säuglingsalter werden die Weichen für ein späteres Allergierisiko gestellt. Zahlreiche Studien zeigen, dass Kinder, die in den ersten Monaten ihres Lebens gestillt werden, ein deutlich geringeres Risiko haben im Laufe ihres Lebens eine Allergie zu entwickeln. Zwar bietet Stillen keinen vollständigen Schutz, doch es bringt viele gesundheitliche Vorteile, sowohl für das Kind als auch für die stillende Mutter.

Wenn das Stillen nicht möglich ist, bieten moderne Säuglingsanfangsnahrungen eine gute Alternative. Allerdings sollte nur speziell entwickelte Anfangsnahrung gegeben werden. Tiermilch oder pflanzliche Drinks, wie Hafer- oder Mandelmilch sind kein geeigneter Muttermilchersatz und können dem Kind sogar schaden. Auch sogenannte Pro- und Präbiotika gelten laut aktueller Studienlage nicht als wirksamer Schutz vor Allergien. Die bisherige Empfehlung, Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko mit HA-Babynahrung (hypoallergene Nahrung) zu füttern, wurde stark eingeschränkt. Nur noch Produkte mit nachgewiesener  Wirksamkeit werden empfohlen und viele HA-Nahrungen erfüllen diese Voraussetzungen nicht. Eltern sollten sich daher am besten individuell durch ihre Kinderärztin oder ihren Kinderarzt, eine Hebamme oder eine qualifizierte Ernährungsfachkraft beraten lassen.

Adressen von allergologisch spezialisierten Ernährungsfachkräften finden Sie unter www.allergie-wegweiser.de.

Unverträglichkeit oder Allergie – was ist der Unterschied?

Auch wenn die Begriffe Unverträglichkeit und Allergie oft verwechselt oder gleichgesetzt werden, eine Lebensmittelunverträglichkeit (Intoleranz) ist nicht dasselbe wie eine Lebensmittelallergie. Der entscheidende Unterschied liegt im beteiligten Körpersystem. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem überempflindlich auf bestimmte Stoffe in Lebensmitteln. Bei einer Unverträglichkeit hingegen ist das Immunsystem nicht beteiligt. Hier liegt meist eine Störung im Stoffwechsel vor. Typische Beispiele für Unverträglichkeiten sind eine Laktoseintoleranz, bei der der Körper Milchzucker (Laktose) nicht richtig abbauen. Die Beschwerden ähneln sich teilweise, unterscheiden sich aber in Ursache und Verlauf. Häufige Symptome bei Intoleranzen sind Blähbauch, Magenschmerzen oder Durchfall.

Die medizinische Forschung im Bereich Lebensmittelallergien entwickelt sich stetig weiter, u.a. durch klinische Studien. In klinischen Studien werden unter ärztlicher Aufsicht neue Therapieansätze getestet. Für interessierte Patient*innen kann sich daraus eine Behandlungsoption ergeben.

Lebensmittelallergien | Novartis - klinische Forschung - Mann mit Milchglas in der Hand hält sich den Bauch

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