CAR-T-Zelltherapie (Immunonkologie)

Blutkrebs behandeln: Neuer Ansatz in der Krebsforschung

CAR-T-Zelltherapie_Krebszelle zwischen roten Blutkörperchen

Was für eine tückische Erkrankung Krebs ist, zeigt sich daran, dass es bis heute für sehr viele Krebsarten keine Heilung gibt. Nachdem der Fokus bei der Krebstherapie lange Zeit auf der Zerstörung von Krebszellen durch Chemotherapie lag, geht man in der Krebsforschung seit einiger Zeit neue Wege.

Mit Immunonkologie Krebszellen enttarnen

Bei fast allen neuen Behandlungsansätzen spielt das Immunsystem eine zentrale Rolle. Denn Krebs hat im Vergleich zu vielen anderen Erkrankungen, die durch körperfremde Erreger, wie Viren oder Bakterien, ausgelöst werden, eine Besonderheit:

Der menschliche Körper „erkennt“ Krebs nicht als Krankheit. Da es sich bei Krebszellen zwar um entartete, aber trotz allem körpereigene Zellen handelt, sind diese für das Immunsystem weitgehend unsichtbar. Mit der sog. CAR-T-Zelltherapie soll diese „Tarnung“ nun aufgehoben werden und bei der Behandlung einer speziellen Form von Blutkrebs (Leukämie) zum Einsatz kommen.

Medikament aus köpereigenen Zellen

Der Clou dabei: eigene Abwehrzellen der Patient*innen werden mit neuer Information ausgestattet, so dass sie danach in der Lage sind, den Krebs zu erkennen und für das Immunsystem sichtbar zu machen. Dieses kann die Krebszellen dann beseitigen1 . Jede Patientin bzw. jeder Patient erhält dabei eine individuell hergestellte Therapie auf Basis körpereigener Zellen.

Der Wirkstoff CTL019 in der CAR-T Zelltherapie ist bereits für die akute lymphatische Leukämie (ALL), das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) und das Follikuläres Lymphom (FL) zugelassen und wird außerdem auch unter der Bezeichnung Tisagenlecleucel in weiteren klinischen Studien untersucht. Seit Kurzem wird neben CTL019 eine neue Variante der CAR-T Zelltherapie untersucht, nämlich der Wirkstoff PHE885. PHE885 befindet sich derzeit in Phase II der klinischen Entwicklung, d.h. die klinischen Studien zu PHE885 untersuchen aktuell die ideale Dosis und Wirksamkeit (NCT05172596). Die Behandlung mit beiden CAR-T Zelltherapien folgt dabei jedoch demselben festgelegten Schema:

CAR-T-Zelltherapie_Krebszellen_tarnen_sich_Chamäleon_Bild
CAR-T-Zelltherapie_DNA_Krebstherapie_Bild
  • Zunächst werden den Patient*innen weiße Blutzellen entnommen (Leukapherese) und aus diesen die T-Zellen herausgefiltert. T-Zellen gehören zu den weißen Blutzellen, die als Teil des Immunsystems bei der Abwehr von Krankheiten aktiv sind.
  • Die körpereigenen T-Zellen werden genetisch umprogrammiert, wodurch sie neue Informationen erhalten, die sie befähigen, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen1.
  • Wenn sichergestellt ist das der Gentransfer erfolgreich verlaufen ist, können die T-Zellen (jetzt CTL019 oder PHE 885. genannt) an die Patient*innen per Infusion zurückgegeben werden2.

Gelingt diese Prozedur ist das Immunsystem dank CTL019 oder PHE885 ab sofort in der Lage Krebszellen zu erkennen und zu attackieren2.

CAR-T Zelltherapie-Forschung zu verschiedenen Krebsarten

Die erste CAR-T Zelltherapie CTL019 wurde ursprünglich an der Universität von Pennsylvania (UPenn) entwickelt. Seit 2012 kooperieren Novartis und die UPenn bei der Entwicklung von CAR-T Zelltherapien. CTL019 wurde im Rahmen von klinischen Studien zur Behandlung verschiedener Blutkrebsarten untersucht und zur Therapie von:

  • Kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen Patienten im Alter bis einschließlich 25 Jahren mit refraktärer oder rezidivierter (Rezidiv nach Transplantation oder zweites oder späteres Rezidiv) akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie (ALL)
  • erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie
  • erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem follikulärem Lymphom (FL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie

zugelassen. PHE885 wird aktuell im Rahmen von klinischen Studien zum Multiplen Myelom geprüft.

Alle Informationen hierzu finden Sie hier.

 

Referenzen:

  1. Hartmann J, et al., EMBO Mol Med (2017)9:1183-1197 (https://doi.org/10.15252/emmm.201607485)
  2. Bu D, et al. ASH 2021 Poster 2770

 

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