Krebs im Kinder- und Jugendalter

Krebs ist eine Krankheit, bei der sich bestimmte Zellen im Körper unkontrolliert vermehren. Diese Zellen können gesundes Gewebe verdrängen und die normale Funktion von Organen stören. Bei Kindern und Jugendlichen tritt Krebs deutlich seltener auf als bei Erwachsenen, aber gilt in dieser Altersgruppe als die häufigste krankheitsbedingte Todesursache.

Es gibt viele verschiedene Arten von Krebs. Manche betreffen das Blut, wie Leukämie, andere entstehen in Organen oder im Gehirn.

Für betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien ist die Diagnose meist ein großer Schock. Dieser Beitrag soll helfen, relevante Fakten bereitzustellen, einen Überblick über das Thema zu geben und Fragen zu klären.

Häufigkeit von Krebs im Kinder- und Jugendalter

Laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) treten in Deutschland jährlich ca. 2.250 neu diagnostizierte Fälle auf. Obwohl Krebserkrankungen in dieser Altersgruppe verhältnismäßig selten sind, zählen sie zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen. Dank moderner Therapien und intensiver Forschung verbessern sich die Heilungschancen seit Jahren stetig.

Häufigste Krebsarten bei Kindern und Jugendlichen

Das Spektrum der Krebserkrankungen bei unter 18-Jährigen unterscheidet sich von dem Erwachsener.

Leukämie (Blutkrebs):

Leukämie ist eine Krebserkrankung des blutbildenden Systems, bei der sich unreife weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren und dadurch die normale Blutbildung im Knochenmark stören. Die Leukämie stellt rund ein Drittel aller Krebsfälle im Kinder- und Jugendalter dar. Am häufigsten tritt dabei die akute lymphatische Leukämie (ALL) auf. Die akute myeloische Leukämie (AML) betrifft vor allem Säuglinge und Kleinkinder.

Hirntumore:

Ein Hirntumor ist eine abnorme Gewebewucherung im Gehirn, die durch unkontrolliertes Zellwachstum entsteht und je nach Lage und Art verschiedene Funktionen des Nervensystems beeinträchtigen kann. Sie machen etwa 20 % der Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen aus.

Lymphome:

Ein Lymphom ist eine Krebserkrankung des lymphatischen Systems, bei der sich bestimmte Immunzellen unkontrolliert vermehren und Lymphknoten sowie andere Organe befallen können. Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome bilden zusammen rund 14 % der Fälle. Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome unterscheiden sich vor allem darin, dass bei Hodgkin-Lymphomen bestimmte charakteristische Zellen (sogenannte Reed-Sternberg-Zellen) im Lymphgewebe nachweisbar sind, während diese bei Non-Hodgkin-Lymphomen fehlen und die Erkrankung vielfältigere Formen annehmen kann.

Neuroblastome und Weichteilsarkome:

Ein Neuroblastom ist ein bösartiger Tumor, der sich aus unreifen Nervenzellen des sympathischen Nervensystems entwickelt und meist bei kleinen Kindern im Bereich der Nebenniere oder entlang der Wirbelsäule auftritt. Ein Weichteilsarkom ist eine seltene Form von Krebs, die im stützenden Gewebe des Körpers entsteht, d.h. in Fett, Muskeln, Sehnen, Bändern, Blutgefäßen oder tiefem Hautgewebe, und in nahezu allen Körperregionen auftreten kann. Diese Krebsarten stellen jeweils etwa 6 % der Fälle dar.

Typische Anzeichen für Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter

Die ersten Symptome sind oft unspezifisch und variieren je nach Erkrankung. Häufige Warnsignale sind anhaltende Müdigkeit, Blässe, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, wiederkehrende Infekte, ungeklärte Schmerzen, Fieber ohne Ursache oder nächtliches Schwitzen.

Darüber hinaus gibt es spezifische Anzeichen für die unterschiedlichen Krebsarten:

Anzeichen für Leukämie

  • Häufige Infekte
  • Blutungen oder blaue Flecken ohne erkennbaren Grund
  • Knochenschmerzen
  • Nachtschweiß

Symptome bei Hirntumoren

  • Kopfschmerzen, insbesondere am Morgen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Sehstörungen
  • Auffällige Verhaltensänderungen

Symptome bei Lymphomen

  • Schmerzlose Schwellungen von Lymphknoten
  • Anhaltendes Fieber
  • Starker Gewichtsverlust
  • Nächtliches Schwitzen

Anzeichen für Weichteilsarkome

  • (Meist schmerzlose) Schwellungen oder Knoten im Gewebe
  • Zunahme der Größe der Schwellungen
  • Druck auf umliegende Organe möglich

Symptome bei Neuroblastomen

  • Bauchschmerzen
  • Tastbare Verhärtungen im Bauchraum
  • Knochenschmerzen

Feststellung und Diagnose verschiedener Krebserkrankungen

Zur Abklärung werden verschiedene Verfahren genutzt. Blutuntersuchungen sind besonders bei Verdacht auf Leukämie wichtig. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT, CT oder Röntgen helfen, Tumoren zu lokalisieren. Häufig wird eine Biopsie durchgeführt, um Gewebeproben mikroskopisch zu untersuchen.
Bei Verdacht auf einen Hirntumor oder Blutkrebs kann ebenso eine Untersuchung des Nervenwassers (sogenannter Liquor) nötig sein. Zusätzlich können Tests auf Veränderungen im Erbgut (DNA) Aufschluss über die Tumorbiologie geben, die den Verlauf und die Behandlung der Erkrankung beeinflussen können. Diese sogenannten Gentests können zeigen, welche Medikamente bei dieser bestimmten Krebsart gut wirken könnten. So lässt sich die Behandlung gezielter planen und unnötige Therapien vermeiden.

Behandlungsmöglichkeiten und Therapieformen für krebskranke Kinder und Jugendliche

Die Therapie von Krebserkrankungen erfolgt meist in spezialisierten Kinderkrebszentren, der sogenannten pädiatrischen Onkologie und ist abhängig von der Krebsart, dem Krankheitsstadium sowie individuellen Faktoren. Bei Leukämien ist die Chemotherapie die gängigste Therapieform. In bestimmten Fällen ist zusätzlich eine Stammzelltransplantation notwendig. Hirntumore und Weichteilsarkome werden meist operativ entfernt.

Zusätzlich bietet sich teilweise die Kombination mit einer Strahlentherapie an.
Neuroblastome und Lymphome erfordern meist eine multimodale Therapie, es werden also verschiedene Therapieformen kombiniert, wie zum Beispiel Operationen sowie Chemo-, Strahlen- und Immuntherapie.

Neben der medizinischen Therapie ist auch psychosoziale Unterstützung für Betroffene unter 18 Jahren und deren Familien ein zentraler Bestandteil der Behandlung.

Dank kontinuierlicher Optimierung der Therapieformen konnten die Überlebensraten in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert werden. Heute liegen beispielsweise die Heilungschancen von akuter myeloischer Leukämie (AML) bei rund 80 %.

Aktueller Stand der klinischen Forschung und Zukunft der pädiatrischen Onkologie

Die stetig verbesserten Heilungschancen sind das Ergebnis neuer Therapieansätze und Medikamente. Multizentrische Therapiestudien ermöglichen eine bessere Versorgung und eröffnen betroffenen Kindern und Jugendlichen Zugang zu neuesten Behandlungsmethoden.

Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind personalisierte Therapien, die Tumorzellen gezielt angreifen, sowie immunonkologische Verfahren, die das Immunsystem aktivieren. Ebenso wichtig ist die weitere Entwicklung nebenwirkungsarmer Behandlungen, um Spätfolgen wie Wachstumsstörungen oder Fruchtbarkeitsprobleme zu verhindern.

Weitere Informationen zu klinischen Studien bei Kindern und Jugendlichen finden Sie hier.

 

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