Was ist HIV? Was ist AIDS? - Diagnose, Behandlung und Fortschritte in der Forschung

Die Begriffe HIV und AIDS werden oft synonym verwendet, beschreiben jedoch unterschiedliche medizinische Zustände. Dieses Missverständnis führt zu Unsicherheit oder Stigmatisierung. In den vergangenen Jahrzehnten sind das Wissen über HIV und dessen Behandlungsmöglichkeiten enorm gewachsen. Dieser Beitrag erklärt, was hinter HIV oder AIDS steckt, wie eine Infektion erkannt und behandelt werden kann und welche Fortschritte die klinische Forschung bereits erzielt hat.

HIV und AIDS: Unterschied und medizinische Grundlagen

Das Human Immunodeficiency Virus – kurz HIV – greift gezielt das Immunsystem an. Dabei zerstört es vor allem bestimmte Abwehrzellen, die sogenannten CD4-T-Helferzellen. Wird ihre Zahl durch das Virus stark verringert, wird das Immunsystem immer schwächer, sodass der Körper sich nicht mehr gut gegen Infektionen und bestimmte Krebsarten wehren kann. Ohne Therapie kann sich daher aus einer HIV-Infektion über Jahre hinweg die Krankheit AIDS (Acquired Immune Deficiency Syndrome) entwickeln. AIDS ist das Stadium, in dem das Immunsystem stark geschädigt ist und lebensbedrohliche Erkrankungen auftreten können. So können selbst harmlose Erreger lebensbedrohlich werden. Betroffene sind besonders gefährdet für schwere Infektionen oder Krebserkrankungen, die bei gesunden Menschen selten vorkommen.

Entwicklung der Infektionszahlen

Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts leben in Deutschland rund 90.000 Menschen mit dem HI-Virus. Etwa 1.600 Neuinfektionen kommen jährlich hinzu – ein deutlicher Rückgang gegenüber früheren Jahrzehnten. Weltweit sind laut UNAIDS etwa 39 Millionen Menschen betroffen.
Der Rückgang der Todesfälle zeigt, wie stark neue Therapieansätze die Behandlung verbessert haben. Dennoch bleibt die Situation in vielen Ländern kritisch. Fehlende Medikamente, unzureichende Testmöglichkeiten und soziale Ausgrenzung verhindern eine flächendeckende Prävention.

Übertragungswege und schützende Maßnahmen

Übertragung

HIV kann über Blut, Sperma, Vaginalsekret und Muttermilch übertragen werden. Andere Flüssigkeiten wie Speichel, Schweiß oder Urin enthalten so wenig HIV, dass eine Ansteckung praktisch ausgeschlossen ist.
Am häufigsten erfolgt die Übertragung bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr, weil die Schleimhäute empfindlich sind und das Virus leicht eindringen kann. Ein weiterer Weg ist die gemeinsame Nutzung von Spritzen und Nadeln, zum Beispiel beim Drogenkonsum, da winzige Blutreste HIV übertragen können. Auch unsterile medizinische Eingriffe können Übertragungsrisiken bergen. Außerdem kann das Virus von der Mutter während Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit auf das Kind übergehen. Mit einer wirksamen Therapie lässt sich dieses Risiko jedoch fast vollständig verhindern.
Alltäglicher Körperkontakt, Händeschütteln, Anhusten oder der Kontakt mit Speichel führen dagegen nicht zur Ansteckung.

Schützende Maßnahmen

HIV ist heute gut behandelbar, aber die beste Strategie ist, sich gar nicht erst anzustecken. Safer Sex ist der wichtigste Schutz: Kondome oder Femidome beim Vaginal- und Analverkehr verhindern zuverlässig eine Übertragung. Beim Oralverkehr ist das Risiko sehr gering.
Zusätzlich gibt es die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe), eine vorbeugende Medikamenteneinnahme für HIV-negative Personen mit hohem Risiko. Für Notfälle steht die PEP (Post-Expositions-Prophylaxe) zur Verfügung: Sie muss innerhalb von 48 Stunden nach einem möglichen Kontakt begonnen werden und dauert 28 Tage.
Ein weiterer Schutz ist die HIV-Therapie. Wer HIV-positiv ist und eine wirksame Behandlung macht, kann die Viruslast auf diese Weise so stark senken, dass das Virus nicht mehr nachweisbar ist. Dann kann das Virus nicht mehr übertragen werden (Undetectable = Untransmittable: „U = U“). Regelmäßige Kontrollen sind dabei entscheidend.
Auch außerhalb des Sexualkontakts gibt es Schutzmaßnahmen: Beim Drogenkonsum sollte man niemals Spritzen teilen, sondern sterile Utensilien verwenden. In medizinischen Berufen gelten strenge Hygieneregeln, um Nadelstichverletzungen zu vermeiden. Blutkonserven und Spenderorgane werden in Deutschland sorgfältig getestet, sodass das Risiko einer Übertragung extrem gering ist.

Früherkennung und Diagnose von HIV

Eine Ansteckung mit HIV bleibt oft lange unbemerkt, da die ersten Symptome unspezifisch sind. Kurz nach einer HIV-Ansteckung können unter anderem Fieber, Abgeschlagenheit, Hautausschlag und geschwollene Lymphknoten auftreten. Diese Beschwerden halten oft nur wenige Wochen an und werden leicht mit einer Grippe verwechselt. Danach folgt meist eine lange Phase ohne Symptome, in der das Virus jedoch aktiv bleibt und das Immunsystem schädigt.
HIV lässt sich durch den Nachweis von Antikörpern und Virusbestandteilen im Blut feststellen. Dieser HIV-Test kann einige Wochen nach einer potenziellen Ansteckung zuverlässige Ergebnisse liefern. In besonderen Fällen kann ein PCR-Test das Virus schon früher identifizieren, indem er seine Erbsubstanz nachweist.

Therapiemöglichkeiten

Dank moderner Medikamente ist HIV heute keine tödliche Diagnose mehr. Mit einer rechtzeitig begonnenen Therapie können Menschen mit HIV ein nahezu normales Leben führen. Die Behandlung verhindert, dass sich die Infektion zu AIDS entwickelt.

Die antiretrovirale Therapie, kurz ART, ist heute die Standardbehandlung bei HIV. Dabei werden mehrere Medikamente kombiniert, die das Virus an verschiedenen Stellen blockieren und so seine Vermehrung stoppen. Dadurch sinkt die Menge des Virus im Blut auf ein so niedriges Niveau, dass es nicht mehr nachweisbar ist. Moderne Medikamente sind einfach anzuwenden: Meist reicht eine Tablette pro Tag oder eine Spritze alle paar Wochen. Menschen, die regelmäßig behandelt werden, haben heute fast die gleiche Lebenserwartung wie Personen ohne HIV. AIDS entsteht, wenn eine HIV-Infektion unbehandelt bleibt und das Immunsystem stark geschädigt ist. Die wichtigste Behandlung ist hier auch die antiretrovirale Therapie. Auch wenn AIDS bereits ausgebrochen ist, kann die Therapie das Leben deutlich verlängern und die Lebensqualität verbessern.

Zusätzlich werden Begleiterkrankungen und Infektionen behandelt, die bei einem geschwächten Immunsystem auftreten können, zum Beispiel Lungenentzündungen, Pilzinfektionen oder bestimmte Krebsarten. Ärztinnen und Ärzte setzen dafür spezielle Medikamente ein, manchmal auch Antibiotika oder Antipilzmittel. Außerdem sind regelmäßige ärztliche Kontrollen und psychologische Unterstützung wichtig.

Neue Behandlungsoptionen durch klinische Forschung

Die Forschung zu HIV und AIDS bewegt sich in drei Richtungen: vereinfachte Langzeittherapien, Heilungsstrategien und Impfstoffentwicklung. Eine vollständige Heilung ist noch nicht verfügbar, aber die Fortschritte in der Forschung schreiten voran.
Weltweit arbeiten Forschende an Impfstoffen, die eine Ansteckung verhindern oder das Virus langfristig kontrollierbar machen könnten. Mithilfe der mRNA-Technologie werden derzeit HIV-Impfstoffe getestet. Ein zugelassener Impfstoff existiert noch nicht, aber mehrere Kandidaten befinden sich in fortgeschrittenen Studien.
Zusätzlich werden neue Medikamente entwickelt. Darunter fallen langwirkende Medikamente, die die tägliche Einnahme überflüssig machen, da eine Verabreichung mehrere Monate wirksam ist. Ziel hierbei ist es, die Therapietreue zu verbessern und den Alltag der Betroffenen zu erleichtern.
Neben neuen und optimierten Behandlungsmethoden rückt die Möglichkeit der Heilung einer HIV-Infektion in den Mittelpunkt der Forschung. Es gab bereits einzelne Fälle, in denen Menschen nach einer Stammzelltransplantation komplett geheilt wurden, allerdings nur unter sehr speziellen Bedingungen. Forschende arbeiten an neuen Methoden wie Gentherapie und speziellen Antikörpern. Diese sollen das Virus gezielt aus dem Körper entfernen oder so kontrollieren, dass es nicht mehr schädigt. Diese Verfahren werden derzeit in Studien getestet und sind noch nicht verfügbar.

 

zurück zum Newsfeed Aktuelle klinische Studien