Das Komplementsystem ist ein zentraler Bestandteil der angeborenen Immunabwehr.

Es besteht aus einer Kaskade von inaktiven zirkulierenden Plasmaproteinen. Bei Aktivierung durch zum Beispiel der Präsenz von Pathogenen, wird eine Reihe immunologischer Prozesse ausgelöst, darunter die Opsonierung von Pathogenen, deren Phagozytose und weitere Entzündungsreaktionen.

Folgendes Video erklärt auf anschauliche Weise, wie die Aktivierungskaskade funktioniert, welche Rolle die verschiedenen Komplementfaktoren spielen und wie das System zur Eliminierung von Pathogenen beiträgt. Zudem liefert es Informationen, wie ein fehlreguliertes Komplementsystem zu Gewebeschäden und Krankheiten führen kann. Der Fokus liegt hierbei auf komplementvermittelten Nierenerkrankungen, wie der C3-Glomerulopathie.

Zum Video

Komplementsystem | Novartis - klinische Forschung - Kinder spielen mit Spielzeug Molekül

Häufig hört man die Abkürzung HPV, doch wofür steht diese? Es handelt sich um das Humane PapillomaVirus (HPV), ein Erreger, der zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viren weltweit gehört. Etwa 4 von 5 Menschen infizieren sich durch Geschlechtsverkehr mindestens einmal mit HPV, meist ohne merkbare Symptome.

Was ist HPV und wie wird es übertragen?

Als HPV wird eine Gruppe von Viren mit über 200 verschiedene Typen bezeichnet, von denen einige harmlose Hautwarzen verursachen, während andere mit der Entstehung schwerwiegender Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs oder Kehlkopfkrebs in Verbindung stehen. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt. Besonders riskant ist ungeschützter Geschlechtsverkehr, jedoch kann auch eine Schmierinfektion zur Verbreitung führen. Studien zeigen, dass rund 80 % aller sexuell aktiven Menschen im Laufe ihres Lebens mit HPV in Kontakt kommen.

Mädchen im Beratungsgespräch mit einer Ärztin | Novartis - Klinische Forschung

HPV und seine gesundheitlichen Folgen

Die meisten HPV-Infektionen verlaufen symptomlos und heilen innerhalb weniger Monate oder Jahre von selbst ab. Bei bestimmten Typen des Virus (z.B. HPV-16 oder HPV-18) besteht jedoch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Unbehandelte Infektionen können langfristig zu Zellveränderungen führen. Frauen sind besonders gefährdet, aber auch Männer können an HPV-bedingten Krebsarten erkranken. Regelmäßige gynäkologische Untersuchungen und HPV-Tests sind daher essenziell zur Früherkennung.

Schutz vor HPV: Impfungen und Vorsorge

1. HPV-Impfung: Ein entscheidender Schutz

Die HPV-Impfung wird als eine der effektivsten Maßnahmen zur Prävention von HPV-assoziierte Erkrankungen betrachtet. Sie wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für Mädchen und Jungen ab neun Jahren empfohlen. Studien zeigen, dass die Impfung das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um bis zu 90 % reduzieren kann.

2. Regelmäßige Früherkennung

Früherkennung ist neben der Impfung entscheidend. Der Pap-und der HPV-Test ermöglichen, Zellveränderungen frühzeitig zu identifizieren. Eine rechtzeitige Behandlung kann das Fortschreiten hin zu einer Krebserkrankung verhindern.

Junge Frau erhält eine Injektion | Novartis - Klinische Forschung

Fortschritte und Relevanz der HPV-Forschung

In Deutschland wird intensiv an neuen Behandlungsstrategien gegen HPV-assoziierte Erkrankungen geforscht. Dabei stehen innovative Immuntherapien, antivirale Medikamente und optimierte Impfstoffe im Fokus. Klinische Studien spielen eine entscheidende Rolle, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien zu bewerten undermöglichen es, neue Wirkstoffe unter realen Bedingungen zu testen. Dabei werden Sicherheit, Verträglichkeit und Effektivität umfassend geprüft. HPV ist eine ernstzunehmende Infektion mit weitreichenden Folgen. Die Kombination aus Impfungen, Früherkennungsmaßnahmen und innovativen Behandlungsmethoden bietet jedoch vielversprechende Möglichkeiten, die Verbreitung und Folgen des Virus einzudämmen.

CAR-T-Zell Therapie – das ist erst einmal ein Begriff, mit dem man nicht viel anfangen kann. CAR – hat das was mit Autos zu tun? Was sind denn T-Zellen und warum werden sie für diese Therapie eingesetzt?

Hinter der CAR-T-Zell-Therapie verbirgt sich eine Form der Immuntherapie, doch was ist Immuntherapie nun schon wieder.

Illustration eines Kreises mit Fragezeichen | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Was ist eine Immuntherapie?

Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus Zellen, Geweben und Organen, die Hand in Hand zusammenarbeiten, um unseren Körper vor Erregern und geschädigten Zellen zu befreien. Es fungiert als eine Art von Polizei und sorgt eigenständig für Schutz und Ordnung.

Die Immuntherapie ist ein Oberbegriff für verschiedene Therapien, bei denen das körpereigene Immunsystem eingesetzt wird, um eine Erkrankung zu behandeln. Dabei können auch Bestandteile des Immunsystems, wie z.B. Zellen verwendet werden, um gezielt eine spezielle Krankheit wie z.B. Blutkrebs zu behandeln.

Warum eignen sich T-Zellen als Waffe in der Immuntherapie?

T-Zellen sind ein Teil der Zellen im Blut und gehören zu den weißen Blutkörperchen. Sie nehmen eine wichtige Rolle im Immunsystem wahr, denn sie sind auf die Erkennung von speziellen Molekülen von Krankheitserregern spezialisiert. Erkennt eine T-Zelle, dass z.B. eine Körperzelle infiziert ist, so kann sie diese Zelle direkt vernichten.

Diese Eigenschaft der T-Zelle nutzt man bei der Immuntherapie. Der Trick hierbei ist, dass man die T-Zelle so umprogrammiert, dass sie nun Moleküle von körpereigenen Zellen erkennt, die durch eine Fehlfunktion eine Erkrankung wie z.B. Blutkrebs auslösen. So können die umprogrammierten T-Zellen die falsch-funktionierenden Zellen ausschalten.

Illustration eines Schloßes mit Schlüssel | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Was sind CAR-T-Zellen?

Das CAR vor diesen speziellen T-Zellen steht für chimärer Antigenrezeptor. Nun ist die Abkürzung klar, aber nicht genau, was das denn ist.

Der Organismus ist ein verzweigtes und komplexes Netzwerk, dessen Bestandteile gezielt miteinander kommunizieren müssen, um richtig zu funktionieren und auf verschiedene Bedingungen reagieren zu können. Dazu brauchen sie Rezeptoren, die ähnlich wie Sinnesorgane Informationen von außen aufnehmen können. Rezeptoren können nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip bestimmte Signalmoleküle erkennen. Das bedeutet, wenn ein spezielles Signalmolekül an einen bestimmten Rezeptor bindet, wird durch eine Signaleinheit am Rezeptor eine gezielte Reaktion in der Zelle ausgelöst.

Ein solches Signal in der Zelle kann auch durch die Bindung eines Rezeptors an ein Antigen erfolgen. Ein Antigen, auch wenn der Name in die Irre führen könnte, hat nichts mit einem Gen zu tun. Ein Antigen ist die Bezeichnung für einen Stoff, auf den das Immunsystem reagiert. Das kann ein Teil eines Bakteriums sein, aber auch Bestandteile schädlicher Zellen, wie z.B. Krebszellen.

Antigen-Rezeptoren kommen auf den Zellen unseres Immunsystems vor. Sie können durch das Erkennen von Antigenen eine Immunantwort auslösen.

Eine Chimäre ist vielleicht besser als mythologisches Wesen bekannt, dass sich aus verschiedenen Tieren zusammensetzt, wie z.B. der Greif, einer Mischung aus Löwe und Adler. Bei dem chimären Antigenrezeptor (CAR) bedeutet das, dass der Rezeptor aus Teilen zusammengesetzt ist, die normalerweise so nicht zusammen auf T-Zellen zu finden sind.

Der CAR wird künstlich hergestellt und besteht aus drei Bausteinen:

  • ein Anker, der den Rezeptor in der Oberfläche der Zelle sichert,
  • ein Detektor auf der Außenseite der Zelle, der exakt Moleküle auf der Zielzelle erkennen kann
  • eine Signaleinheit auf der Innenseite der T-Zelle, die Anweisungen an die Zelle weitergibt, was nach Erkennen der Zielzelle zu geschehen hat. In diesem Fall die Zerstörung der schädlichen Zielzelle.

Wie kommt der CAR in die T-Zellen?

Das Erbgut, also unsere DNA, enthält sehr viele Anleitungen und Baupläne in Form von Genen für die verschiedensten Proteine und Strukturen in unserem Organismus. Diese Gene werden in den Zellen ausgelesen und das jeweilige Produkt wird produziert. Das Gen für den CAR ist nicht im Erbgut enthalten, sondern wird künstlich hergestellt, in die T-Zellen eingeschleust, die zuvor den Patient*innen entnommen wurden, und dort in die DNA eingebaut. Hierfür nutzt man eine schlaue Eigenschaft einiger Viren. Diese vermehren sich, indem sie ihr eigenes Erbgut in das Erbgut der Wirtszelle, in die sie eindringen, integrieren. Um CAR-T-Zellen herzustellen, wird das Gen für den CAR in das Erbgut eines vorbereiteten Virus eingebaut. Das Virus wurde zuvor so verändert, dass es nicht mehr schädlich ist und keine Krankheit auslösen kann. Dieses Virus, dass nun den Bauplan für den CAR in das Erbgut der T-Zellen schleust, nennt man einen viralen Vektor. Nach dem Einbau der DNA werden die T-Zellen als CAR-T-Zellen bezeichnet. Die entstandene CAR-T-Zelle ist jetzt in der Lage den chimären Antigenrezeptor selbst zu produzieren und diesen auf ihrer Oberfläche zu präsentieren.

Die CAR-T-Zellen werden anschließend noch im Labor vermehrt, damit sie in ausreichender Anzahl für die Therapie eingesetzt werden können.

Illustration einer DNA-Helix | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

CAR-T-Zell Therapie für die Behandlung von Blutkrebs

Die CAR-T-Zell Therapie ist bereits für die Behandlung von bestimmten Krebsarten, wie z.B. Blutkrebs (Leukämie) und Tumoren, die aus einer bestimmten Zellart entstanden sind (B-Zellen), zugelassen. Die CAR-T-Zell Therapie hat sich als mögliche Behandlungsoption für Blutkrebs erwiesen, insbesondere für Patienten, bei denen andere Therapien nicht erfolgreich waren. Die CAR-T-Zellen erkennen ein bestimmtes Oberflächenmolekül auf den Tumorzellen und verursachen deren gezielte Zerstörung. Nach der Verabreichung bleiben die modifizierten CAR-T-Zellen in der Regel im Körper des Patienten/der Patientin vorhanden und können Krebszellen auch langfristig bekämpfen. Dadurch kann das Risiko eines erneuten Auftretens des jeweiligen Krebses verringert werden.

Neuer Ansatz: CAR-T-Zell-Therapie für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen

Die CAR-T-Zell-Therapie hat aufgrund ihrer Funktionsweise auch das Potential eine neue Behandlungsoption für bestimmte Autoimmunerkrankungen zu werden. Derzeit wird dies in diversen klinischen Studien geprüft.

Illustration eines Kniegelenks| CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Was ist eine Autoimmunerkrankung?

Eine Autoimmunerkrankung entsteht, wenn das eigene Immunsystem Bestandteile des Körpers als Gefahr erkennt. Es fängt an bestimmte körpereigene Strukturen zu bekämpfen und kann dadurch großen Schaden im Körper anrichten. Ein Beispiel hierfür ist die rheumatoide Arthritis (auch nur Rheuma oder Arthritis genannt). Hierbei greift das Immunsystem Bestandteile der Gelenke an und es kommt zu chronischen Entzündungen in diesen Gelenken.

Wie kann die CAR-T-Zell-Therapie bei Autoimmunerkrankungen helfen?

Um das zu verstehen, muss man sich zuerst mit einem der Übeltäter bei vielen Autoimmunerkrankungen beschäftigen – den B-Zellen.

B-Zellen gehören wie die T-Zellen zu den weißen Blutkörperchen und sind ein sehr wichtiger Bestandteil des Immunsystems. Eine ihrer wichtigsten Funktionen ist die Produktion von Antikörpern.

Antikörper erkennen und binden Strukturen, die sich auf der Oberfläche von Krankheitserregern befinden. Dabei binden nicht alle Antikörper jede Struktur, sondern verschiedene B-Zellen produzieren jeweils Antikörper, die bestimmte Moleküle nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip erkennen. Die Antikörper auf der Oberfläche eines Krankheitserregers funktionieren wie ein Leuchtsignal, dass das restliche Immunsystem auf die Erreger aufmerksam macht und diese dann zerstört.

B-Zellen und Antikörper klingen großartig, aber leider sind sie nicht unfehlbar. Es können sich sogenannte autoreaktive B-Zellen entwickeln. Diese heißen so, da sie Antikörper produzieren, die gegen körpereigene, gesunde Stoffe gerichtet sind. Diese Antikörper markieren dann z.B. bestimmte Zellen im eigenen Gewebe als Gefahr, die dann durch das Immunsystem attackiert werden. Es kommt zu chronischen Entzündungen und das Gewebe und ganze Organe nehmen Schaden. Auf diese Weise entstehen viele Autoimmunerkrankungen.

Die Funktionsweise der CAR-T-Zell-Therapie hat das Potential, dass autoreaktive B-Zellen zielgenau vernichtet werden, die dann keine Antiköper gegen körpereigene Strukturen mehr herstellen können. Die Schädigung von gesunden Zellen und Gewebe könnte so verhindert werden.

Patientenreise – CAR-T-Zell-Therapie

Bereits über 500 Studien zur CAR-T-Zelltherapie wurden weltweit durchgeführt. In der Forschung wird die CAR-T-Zell-Therapie für die Behandlung von immer weiteren Erkrankungen untersucht. 2017 wurde die erste CAR-T-Zelltherapie nach sorgfältiger Prüfung durch die Behörden in den USA für bestimmte onkologische Erkrankungen zugelassen, 2018 dann auch in Europa. Seitdem können Kinder, Jugendliche und Erwachsene in verschiedenen Indikationen behandelt werden. Insgesamt sind derzeit (Stand Oktober 2024) 9 CAR-T-Zell-Medikamente zur Behandlung zugelassen.

Illustration einer Checkliste | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Wie wird festgestellt, ob die CAR-T-Zell-Therapie angewendet werden kann?

Bei klinischen Studien wird vorab festgelegt welche Kriterien eine Person erfüllen muss, damit diese in die jeweilige Studie aufgenommen werden kann. Es werden das genaue Krankheitsbild und damit verbundene Symptome beschrieben, dessen Behandlung im Rahmen der Studie getestet werden soll.

Das behandelnde ärztliche Personal in der Klinik weiß über die Kriterien Bescheid und kann nach den Voruntersuchungen, dem sog. Screening-Prozess, feststellen, ob man in eine Studie aufgenommen werden kann.

Bei der Eignung zur CAR-T-Zell Therapie wird ein/e Patient*in von dem medizinischen Fachpersonal immer individuell betrachtet, d.h. es wird im Einzelfall entschieden, ob diese Form der Therapie für den jeweiligen Patienten/die Patientin sinnvoll ist und angewendet werden kann. Die zu therapierende Erkrankung muss mit einer speziellen Art von Zelle zusammenhängen (der B-Zelle, auch B-Lymphozyt genannt). Wichtig ist, dass man trotz Erkrankung in einem guten Allgemeinzustand sein sollte und keine aktive Infektion vorliegt. Grundsätzlich sollte keine Vorschädigung der inneren Organe, wie z.B. dem Herzen, der Leber oder der Nieren, vorliegen. Es sollten auch genug T-Zellen im Blut enthalten sein, damit aus diesen CAR-T-Zellen hergestellt werden können.

Wie werden die Zellen für die Herstellung der CAR-T-Zellen gewonnen?

Das Spannende an der CAR-T-Zell-Therapie ist, dass man die Basis für die eigene Behandlung selbst liefert. Die T-Zellen, also die Vorläufer der zukünftigen CAR-T-Zellen werden immer von der Person entnommen, die sie später in der Therapie wieder erhält. Um die T-Zellen aus dem Blut zu gewinnen, wendet man eine Methode an, die sich Apherese nennt. Mit der Apherese können bestimmte Bestandteile des Blutes vom restlichen Blut getrennt werden. Man verliert hierbei kein Blut, dieses wird aber aus dem Körper geleitet, gefiltert und fließt anschließend wieder zurück in den Körper.

Um eine Apherese durchzuführen, bekommt die Person zwei Zugänge in verschiedene Venen gelegt. Aus dem einen Zugang fließt das Blut in die Apheresemaschine. In dieser werden die gewünschten Blutkomponenten vom restlichen Blut getrennt, welches dann durch den zweiten Zugang wieder zurück in den Körper geleitet wird.

Für die CAR-T-Zell Therapie wird die sog. Leukapherese angewendet. Bei dieser werden die Leukozyten, d.h. die weißen Blutzellen (zu denen auch die T-Zellen gehören) aus dem Blut herausgefiltert.

Die Leukapherese dauert ca. 3-4 Stunden und man muss dafür nicht

Was passiert mit den gewonnenen Zellen?

Die bei der Apherese gewonnenen Zellen werden in ein Speziallabor geschickt. Dort werden die Zellen unter sicheren und sterilen Bedingungen von Fachpersonal weiterverarbeitet. Es müssen nun zuerst einmal die T-Zellen aus dem Gemisch der weißen Blutzellen herausgetrennt werden, denn nur aus diesen können CAR-T-Zellen entstehen. Die T-Zellen werden anschließen gentechnisch so verändert, dass sie zu CAR-T-Zellen werden (LINK: Wie entstehen CAR-T Zellen). Für die Therapie werden viele identische CAR-T-Zellen benötigt, daher muss die Anzahl der Zellen im Labor stark erhöht werden. Dazu werden die veränderten CAR-T-Zellen in ein Wachstumsmedium gegeben, das Botenstoffe enthält, die die Zellen dazu anregen sich zu teilen und sich so stark zu vermehren. Im Anschluss wird durch verschiedene Tests sichergestellt, dass die CAR-T-Zellen in einer guten Qualität vorliegen. Es wird unter anderem geprüft, ob der Anteil der lebenden CAR-T-Zellen hoch genug ist und dass keine Verunreinigungen im Zellgemisch vorliegen. Wenn die Qualität der Zellen zufriedenstellend ist und diese unbedenklich für die Therapie eingesetzt werden können, werden sie vorsichtig verpackt und an die Klinik zurückgeschickt, an welcher der/die Patient*in behandelt werden soll.

Diese Umprogrammierung, Vermehrung und Kontrolle der Zellen können bis zu 5 Wochen dauern.

Illustration einer Frau im Labor | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Warum erhält man eine Chemotherapie, bevor die CAR-T-Zellen verabreicht werden?

Eine Chemotherapie wird meistens mit der Behandlung von Krebs in Verbindung gebracht. Es werden hierbei Stoffe eingesetzt, die zum Absterben von krankheitsverursachenden Zellen führen, indem sie die Teilung der Zellen stören.

Zur Vorbereitung der CAR-T-Zell Therapie wird auch eine Chemotherapie durchgeführt, aber es handelt sich hierbei nur um eine einmalige und milde Chemotherapie (zumeist über drei Tage). Diese Chemotherapie wird nicht zur Bekämpfung einer Erkrankung durchgeführt, sondern um den Körper für die CAR-T-Zellen bereit zu machen. Bevor die CAR-T-Zellen wieder der Person verabreicht werden können, von der die Zellen ursprünglich entnommen wurden, muss bei den meisten Menschen mit Hilfe der Chemotherapie die Menge der weißen Blutkörperchen reduziert werden. Es werden damit vor allem Lymphozyten (zu diesen gehören auch T-Zellen und B-Zellen) entfernt und somit wird das eigene Immunsystem gehemmt das die (zwar nicht ganz) fremden CAR-T-Zellen sonst angreifen könnte. Die CAR-T-Zellen haben so eine bessere Startbasis und können so vom Organismus leichter wieder angenommen werden. Diese einmalige und milde Chemotherapie nennt man Lymphodepletion (Depletion = Entfernung körpereigener Stoffe aus dem Körper; Lympho = Lymphozyten (eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen)). Für die Lymphodepletion werden die Patient*innen zumeist für ca. 3 Tage stationär in die behandelnde Klinik aufgenommen und gut überwacht. Sie wird wenige Tage vor der Gabe der CAR-T-Zellen durchgeführt.

Illustration einer Klinik | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Wie läuft die Gabe der CAR-T-Zellen ab und was passiert danach?

Um die CAR-T-Zellen, die aus den eigenen T-Zellen hergestellt wurden, wieder zu erhalten, wird man ein paar Tage nach der Chemotherapie (= der Lymphodepletion) in die behandelnde Klinik eingewiesen. Während der Gabe der Zellen wird man sehr eng von medizinischem Fachpersonal überwacht und betreut. Vor der Behandlung wird nochmals genau geprüft, ob man in einem geeigneten körperlichen Zustand ist, um die CAR-T-Zellen zu erhalten. Wenn z.B. ein starker Infekt vorliegt, muss die Gabe der Zellen möglicherweise etwas aufgeschoben werden.

Die CAR-T-Zellen werden über eine Infusion, die nur ca. 10-30 min dauert, verabreicht. Nach der Infusion bleibt man zur Beobachtung und zur Kontrolle für ca. 2 Wochen in der Klinik. In dieser Zeit wird man sehr engmaschig betreut. Es werden regelmäßig verschiedene körperliche Untersuchungen durchgeführt, das Blutbild kontrolliert und diverse Laborwerte betrachtet.

Nachdem man aus der Klinik entlassen wurde, muss man dort aber noch regelmäßig zu Kontrollterminen erscheinen. Am Anfang finden diese noch häufiger statt, aber mit der Zeit werden die Abstände zwischen den Besuchen immer größer.

Da es sich bei der CAR-T-Zell Therapie um eine Gentherapie handelt, ist es notwendig, dass die Personen, die eine CAR-T-Zell-Infusion erhalten haben, regelmäßig nach Infusion kontrolliert werden.

Wie stellt man fest, ob die Verabreichung der CAR-T-Zellen wirkt?

Um festzustellen, ob die CAR-T-Zell-Therapie erfolgreich war, schaut das medizinische Fachpersonal auf verschiedene zentrale Indikatoren, die in der jeweiligen Erkrankung, die therapiert werden soll, sehr wichtig sind.

Bei Krebserkrankungen wird die Reduzierung der Krebszellen und der Tumore durch verschiedene Bluttests, Biopsien und Bildgebungsverfahren beobachtet.

Bei Autoimmunerkrankungen werden die Erkrankungsparameter und Symptome der jeweiligen Erkrankung nachverfolgt. Durch die Bestimmung verschiedener klinischer Faktoren und Laborparameter wird die Aktivität der Erkrankung vor und über einen langen Zeitraum nach CAR-T-Zell-Infusion überprüft. Das bedeutet, es werden Bluttests durchgeführt (z.B. ob noch bestimmte Antikörper gebildet werden), die Funktionsweise verschiedener Organe wird geprüft (z.B. die Filterfunktion der Niere) und es können je nach Erkrankung weitere Untersuchungen stattfinden.

Illustration eines Warnhinweisschildes | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

So gut wie jede Therapie kann Nebenwirkungen auslösen, so auch die CAR-T-Zell Therapie. Da man aber für diese Therapie in die Klinik aufgenommen und auch danach noch engmaschig betreut wird, kann das medizinische Fachpersonal hier sehr schnell eingreifen.

Vorkommen können u.a.:

Zytokin-Freisetzungssyndrom

Zytokine sind Botenstoffe, die Signale zwischen Zellen übertragen. Bei dieser Nebenwirkung kommt es zu einer massiven Freisetzung von Zytokinen, die eine starke Entzündungsreaktion im Körper auslösen. Es tritt meist innerhalb von wenigen Tagen nach der Infusion der CAR-T-Zellen auf. Frühe Symptome können u.a. Fieber, erhöhter Herzschlag, Übelkeit/Erbrechen oder geringer Blutdruck sein.

Behandlung: zum einen werden die Symptome behandelt (Mittel gegen Fieber, Übelkeit, kreislaufstabilisierende Medikamente, etc.) und zum anderen kann ein hochwirksames Medikament gegen die Entzündungsreaktion gegeben werden.

Neurologische Nebenwirkungen

Bei der CAR-T-Zell Therapie können auch Störungen des Nervensystems auftreten. Diese treten auch meist (aber nicht zwingend ausschließlich) innerhalb von wenigen Tagen nach der Infusion der CAR-T-Zellen auf und oft geht das Zytokin-Freisetzungssyndrom voraus. Es machen sich u.a. Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, Sprachprobleme und Schlafstörungen bemerkbar. Meist sind die Nebenwirkungen eher leicht ausgeprägt und können gut behandelt werden, können aber auch schwer und lebensbedrohlich sein. Aus diesem Grund erfolgen hier zumeist weitere Untersuchungen zur Abklärung des Ausmaßes (z.B. ein MRT oder CT des Gehirns).

Hämatologische (das Blut betreffende) Nebenwirkungen

Es können verschiedene unerwünschte Auswirkungen auf das Blut durch die CAR-T-Zell Therapie verursacht werden. Die Menge der Zellen im Blut kann reduziert werden. Das kann schon durch die vorhergehende Chemotherapie ausgelöst werden und auch durch die CAR-T-Zellen. Da hierdurch die Anzahl wichtiger Zellen des Immunsystems, die als Abwehr gegen Erreger fungieren, erniedrigt sein kann, steigt das Risiko an Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen zu erkranken. Auch die Anzahl der roten Blutkörperchen und Blutplättchen kann erniedrigt sein. Falls notwendig, kann dies durch eine Bluttransfusion behoben werden.

Dadurch, dass die CAR-T-Zellen ein Oberflächenmolekül erkennen, das auf B-Zellen vorkommt, können auch „gesunde“ B-Zellen vernichtet werden. B-Zellen sind die Fabriken im Körper, die Antikörper produzieren, die eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Erregern spielen. Durch deren Zerstörung wird die Menge der Antikörper im Organismus stark verringert, wodurch wiederum das Infektionsrisiko steigt.

Onkologische Nebenwirkungen (Sekundäre Malignome)

Des Weiteren wurde in manchen Fällen das Auftreten von sog. sekundären Malignomen innerhalb von 4 Wochen bis zu mehreren Jahren nach einer Behandlung mit CAR-T-Zellen beobachtet. Bei sekundären Malignomen handelt es sich um neu auftretende Krebserkrankungen, die durch die ursprüngliche Krebsbehandlung verursacht werden können. Daher wird empfohlen, Patient*innen lebenslang auf sekundäre Malignome zu überwachen.

Trotz dieser möglichen Risiken wird das Nutzen-Risiko-Verhältnis bei schweren Grunderkrankungen weiterhin als positiv angesehen. Die Behandlung wird nur in spezialisierten Kliniken durchgeführt, die für die Anwendung der CAR-T-Behandlung zertifiziert sind. In Deutschland sind das inzwischen mehr als 30 Kliniken. CAR-T ist eine personalisierte Therapie. Jede Infusion wird individuell für den Patienten/die Patientin hergestellt, indem dessen/deren eigene T-Zellen entnommen und genetisch modifiziert werden. Langzeitstudien haben gezeigt, dass die modifizierten T-Zellen (= CAR-T-Zellen) jahrelang im Körper verbleiben und Krebszellen bekämpfen können. Die Forschung arbeitet kontinuierlich daran, die Sicherheit zu verbessern.

CAR-T-Zelltherapie: Schritt für Schritt

Chimäre Antigenrezeptoren – kurz CARs – sind gentechnisch hergestellte T-Zell-Rezeptoren, die die Grundlage der CAR-T-Zelltherapie darstellen. Bei der personalisierten CAR-T-Zelltherapie wird das Immunsystem der Patientin / des Patienten zur Bekämpfung bestimmter Krebsarten verwendet. Dafür werden der Patientin / dem Patienten T-Zellen entnommen, um diese außerhalb des Körpers umzuprogrammieren. Die dadurch gewonnenen CAR-T-Zellen können die Strukturen auf der Oberfläche von körpereigenen und den davon abstammenden Krebszellen erkennen und bekämpfen.

Illustration | T-Zellen-Männchen | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Hi, ich bin eine T-Zelle.
Meine Hauptaufgabe ist es, Menschen vor Infektionen zu schützen.

Leukapherese

Die Leukapherese ist das Verfahren zur Entnahme bestimmter weißer Blutkörperchen, unter anderem der sogenannten T-Zellen. Hierbei handelt es sich um eine Art der Blutwäsche. Der Patientin / Dem Patient wird ein Zugang in die Vene gelegt, um damit das Blut in eine spezielle Maschine zu leiten. Die Maschine trennt die weißen Blutkörperchen vom Rest des Blutes, der wieder in den Körper der Patientin / des Patienten zurückgeleitet wird. Die entnommenen Zellen werden anschließend eingefroren und in ein Speziallabor geschickt.

Illustration eines T-Zellen-Männchens bei der Einnahme einer Tablette | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Aber gegen manche Dinge bin ich auch machtlos…
Dann lasse ich mir im Labor helfen und entwickle spezielle neue Fähigkeiten. Man nennt mich dann CAR-T-Zelle.

Umprogrammierung

Im Speziallabor werden die T-Zellen so umprogrammiert, dass sie die gewünschten Zielzellen erkennen können. Hierfür wird ein sogenannter Vektor verwendet. Mit diesem wird künstlich hergestellte Erbinformation eines speziellen Gens in die Erbinformation der T-Zellen eingeschleust. Danach sind diese T-Zellen in der Lage ein Eiweiß zu produzieren. Dieses Eiweiß präsentieren die T-Zellen dann auf der Oberfläche, wodurch die Zielzellen erkannt werden können. Ab diesem Schritt handelt es sich um die sogenannten CAR-T-Zellen.

Illustration | fünf CAR-T-Zellen-Männchen | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Damit ich auch wirklich helfen kann, muss es genug von mir geben. Daher werde ich im Labor noch vermehrt und habe nun viele Klone.

Vermehrung

Die Vermehrung der umprogrammierten Zellen heißt Expansion. Hierbei handelt es sich um eine Zellteilung der umprogrammierten Zellen, wodurch die Anzahl der CAR-T-Zellen erhöht wird. Um dies zu erreichen, kommen die Zellen in ein Nährmedium in einem Inkubator, um Botenstoffe zu erhalten. Das regt die Zellen dazu an sich zu teilen. Durch diesen Schritt entstehen sehr viele identische Zellen.

Illustration | geprüftes CAR-T-Zellen-Männchen mit Antennen | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Bevor ich meinen Dienst in den Körpern der Patient*innen antreten kann, werde ich ausgiebig geprüft. Damit alles sicher abläuft.

Qualitätskontrolle

Die vermehrten CAR-T-Zellen werden anschließend ausführlich auf ihre Qualität geprüft. Hierbei ist Folgendes entscheidend: Die Zellen müssen ausreichend vorhanden sein, zum Großteil leben und das gewünschte Protein auf der Oberfläche besitzen. Außerdem ist ein hoher Säuregehalt des Mediums, in dem sich die Zellen befinden, wichtig. In diesem Schritt wird zudem sichergestellt, dass der Herstellungsprozess erfolgreich verlaufen ist.

Illustration | Männchen kehrt weiße Blutkörperchen im Blut | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Dann wird der Körper der Patient*innen noch vorbereitet, damit mir meine Ankunft und Arbeit etwas erleichtert wird. Dazu werden die weißen Blutkörperchen entfernt.

Lymphodepletierende Chemotherapie

Bevor die CAR-T-Zellen wieder der ursprünglichen Patientin / dem Patienten verabreicht werden können, erfolgt – in den meisten Fällen – ein weiterer Schritt. Bei vielen Menschen muss mithilfe einer einmaligen und milden Chemotherapie die Menge der weißen Blutkörperchen reduziert werden. Somit haben die CAR-T-Zellen eine bessere Startbasis und können vom Organismus leichter angenommen werden.

Illustration | CAR-T-Zellen tritt seinen Dienst an | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Endlich kann ich die Reise in den Körper der Patient*innen antreten und mit meinem Dienst beginnen!

Infusion

Die CAR-T Zellen werden per Infusion wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Zur Sicherheit wird die Patientin / der Patient während der Infusion beobachtet und überwacht. So kann schnell eingegriffen werden, falls unerwünschte Reaktionen auftreten.

Illustration | CAR-T-Zellen-Männchen zerstört Zielzelle | CAR-T-Zellen Therapie | Novartis - Klinische Forschung
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Jetzt nehme ich den Kampf gegen meine Ziele auf!

Vernichtung der Zielzellen

Nun können die CAR-T-Zellen im Blutkreislauf die Zielzellen erkennen, an sie andocken und sie anschließend zerstören.

Aktuelle Studie
Für diese Studien werden aktuell Patient*innen gesucht

Wenn Essen zur Gefahr wird

Haben Sie das auch schon mal erlebt? Man lädt Freunde zum Essen ein und muss das Menü gefühlt für jeden einzelnen Gast abwandeln:
Der eine ist allergisch gegen Nüsse, die nächste darf keine Tomaten essen, einer verträgt keine Schalentiere und dann gibt es noch jene, die keinesfalls Weizenprodukte essen dürfen. Ganz schön schwer, etwas aufzutischen, das alle ohne Bedenken essen können. Wer will schon verantwortlich dafür sein, dass Freunde im schlimmsten Fall einen anaphylaktischen Schock am heimischen Esstisch erleiden?

Allergien sind für viele Menschen Alltag geworden. Woran liegt es, dass immer mehr Menschen mit einer Lebensmittelallergie zu kämpfen haben? Was passiert im Körper und was ist der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit?

Warum nehmen Allergien immer mehr zu?

Nicht nur Lebensmittelallergien treten seit mehreren Jahrzehnten verstärkt auf. Ganz allgemein gibt es immer mehr Menschen, die irgendwann in ihrem Leben eine Allergie entwickeln. Als Ursache für diesen Anstieg von Allergien haben Forscher verschiedene Faktoren im Blick:

  • Verstärkter Pollenflug durch Klimawandel: Pollen fliegen früher und länger, das Immunsystem ist ihnen insgesamt stärker ausgesetzt als früher.
  • Umweltverschmutzung: Ruß- und Feinstaubpartikel werden eingeatmet und reizen das Immunsystem zusätzlich zu anderen Faktoren.
  • Zu viel Hygiene im Kindesalter fördert die Entstehung von Allergien, das belegen verschiedene Studien.
  • Zu wenig Vielfalt bei der Ernährung in jungen Jahren kann später zu Lebensmittelallergien führen, auch diese Annahme wird von Studien gestützt.
Mädchen im Wald hält Gänseblümchen und muss niesen | Novartis – Klinische Forschung
Grafik: Deutscher Lebensmittelallergietag | Novartis – Klinische Forschung

Woran erkennt man eine Lebensmittelallergie?

Eine allergische Reaktion ist immer eine Überreaktion des Immunsystems. Normalerweise reagiert der Körper dadurch auf Schädlinge wie Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger. Doch im Falle einer Allergie reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe. Dies passiert meist innerhalb weniger Minuten nachdem das allergieauslösende Lebensmittel (Allergen) gegessen wurde. Betroffene bekommen eine pelzige Zunge, Hautauschlag oder Schwellungen im Mund. Diese Schwellungen können auch in der Nase oder im Rachen entstehen. Auch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Juckreiz können auftreten. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem anaphylaktischen Schock, der extremsten Reaktion des Körpers auf ein Allergen.  Ein anaphylaktischer Schock ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der zu Kreislaufversagen und Atemstillstand führen kann.

Verantwortlich für die allergische Reaktion ist ein bestimmtes Eiweiß (Protein), das unser Immunsystem bildet, das sogenannte Immunglobulin E, kurz IgE. Das Immunsystem bildet IgE als Antikörper gegen Stoffe, die es als bedrohlich einstuft. Meist reagiert der Körper dabei auf bestimmte Proteinbestandteile in den jeweiligen Lebensmitteln. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass alle eiweißhaltigen Lebensmittel zu Allergien führen können. Hierzu zählen insbesondere Eier, Getreide wie Soja oder Weizen, Fisch und Meerestiere, Nüsse und Kuhmilch.

Meist treten Lebensmittelallergien schon im Kindesalter auf, doch glücklicherweise verschwinden manche auch nach einigen Jahren von selbst wieder, wie z.B. die Kuhmilchallergie. Eine Erdnussallergie oder Haselnussallergie wiederum, begleitet die meisten Menschen dagegen durch das gesamte Leben.

Eine genaue Ursache für das Auftreten von Lebensmittelallergien konnte bisher noch nicht gefunden werden. Zum einen werden erbliche Faktoren vermutet, zum anderen scheint eine abwechslungsarme, einseitige Ernährung im Kindesalter, die Entstehung von Lebensmittelallergien zu begünstigen. Nachgewiesen wird eine Lebensmittelallergie meist über einen Allergietest in einer Arztpraxis.

Was, wenn gängige Allergietests ergebnislos bleiben?

Es gibt jedoch Fälle, bei denen die üblichen Allergietests kein Ergebnis zeigen. Trotzdem spüren die Betroffenen genau, dass ihre körperlichen Reaktionen mit den Lebensmitteln zusammenhängen, die sie zuvor gegessen haben. Warum schlagen dann jedoch die Allergietests nicht an? Gängige Testverfahren prüfen meist, ob ein erhöhter IgE-Wert vorliegt. Aber nicht bei jeder Lebensmittelallergie reagiert der Körper mit einer erhöhten Produktion von IgE. Sind Ärzt*innen nicht auf die Erkennung verschiedener Allergiearten spezialisiert, werden seltene Allergien schnell übersehen.

Immer wieder machen junge Mütter diese frustrierende Erfahrung. Die Probleme können bereits in der Beikostphase beginnen. Das Kleinkind bekommt neben der Muttermilch nach und nach verschiedene Lebensmittel angeboten. „Als mein Kind das erste Mal Fisch zu essen bekam, musste es sich ca. 2 Stunden später erbrechen“ – so oder so ähnlich beginnt die Leidensgeschichte der kleinen Allergiker*innen, wobei das Lebensmittel austauschbar ist. In unserem Beispiel denkt sich die Mutter zunächst nichts dabei, das Kind ist nach der Episode schnell wieder wohlauf, kein Grund zur Sorge also.

Closeup von Hautstich Allergietest | Novartis – Klinische Forschung

Aber dann wiederholt sich das Muster: Fisch führt zu Erbrechen. Die Mutter wird hellhörig und geht mit ihrem Kind zur Ärztin bzw. zum Arzt. Ein Allergietest fällt negativ aus. War doch alles nur Zufall mit dem Fisch? Vielleicht lag es am Babygläschen? Also gibt es ab sofort nur noch selbstgekochten Fisch. Doch auch den erbricht das Kind wieder nach ziemlich genau 2 Stunden. Ärztin oder Arzt haben keine Erklärung für das Geschehen.

An diesem Punkt beginnen Mütter oft auf eigene Faust im Internet zu recherchieren. Wenn sie Glück haben, finden sie entweder eine mögliche Erklärung oder spezialisierte Ärzt*innen. Aber öfter passiert es immer noch, dass betroffene Familien ratlos bleiben. Und nicht nur Kinder sind betroffen. Auch Erwachsene können von dieser Art von Erbrechen befallen werden. Es kann an irgendeinem Punkt in ihrem Leben auftreten ohne Vorwarnung. Wird die Ursache nicht gefunden, kann dies mit großer Verunsicherung und Ängsten einhergehen, denn das Erbrechen kommt oft ohne Vorwarnung, so dass es zu höchst unangenehmen Situationen im Alltag führen kann.

Gebratener Lachs mit Reis und Gemüse | Novartis – Klinische Forschung

Seltene Lebensmittelallergien sind vielen Ärzt*innen unbekannt

Ein Ursache für das plötzliche Erbrechen kann FPIES sein, das Food-Protein-induced-Enterocolitis-Syndrom, also eine durch Lebensmitteleiweiße verursachte Allergie. Da sie nicht durch IgE, sondern andere Proteine ausgelöst wird und vielen Ärzt*innen nicht bekannt ist, bleibt sie oft unentdeckt. Erschwerend kommt hinzu, dass FPIES meist durch sonst eher untypische Auslöser wie Reis, Fisch oder Gemüsesorten ausgelöst wird. Es kommt zu zeitverzögertem Erbrechen (nach 1-4 Stunden), teils blutigen Durchfällen (nach 5-8 Stunden), bis hin zu Kreislaufbeschwerden.

Neben FPIES gibt es auch die Weizen-abhängige-anstrengungsassoziierte Anaphylaxie (WDEIA). Diese Weizenallergie ist besonders schwierig zu erkennen, denn unter normalen Umständen wird der Weizen von den Betroffenen gut vertragen. Aber kommt zum Verzehr von Weizen ein weiterer Auslösefaktor (Trigger) hinzu, reagiert der Körper allergisch. Ein solcher Trigger ist häufig körperliche Anstrengung, z.B. wenn vor dem Joggen ein Müsliriegel verzehrt wird.

Aber auch andere Trigger können WDEIA auslösen, Alkohol zum Beispiel, also das Glas Wein vor oder zur Pasta. Die gängigen Weizenallergie-Tests bleiben negativ, die Betroffenen finden oft sehr lange keine Erklärung für ihre Beschwerden. Auf Sport müssen WDEIA-Betroffene trotzdem nicht verzichten. Im Rahmen einer individuellen Beratung können die Auslöser bestimmt und ein Zeitfenster festgestellt werden, in welchem kein Weizen verzehrt werden sollte.

Ausführliche Informationen speziell zu seltenen Lebensmittelallergien, aber auch vielen anderen Allergien, stellt der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) bereit.

Kreuzallergie: das Immunsystem reagiert auf Ähnliches

In einigen Fällen kann das Immunsystem auch auf Stoffe reagieren, die eine ähnliche Struktur haben, wie das eigentliche Allergen. Dies betrifft häufig Menschen mit einer Pollenallergie. Zunächst entsteht z.B. eine Allergie gegen Birkenpollen. Später kommt es dann unter Umständen zu einer Allergie gegen Haselnüsse oder Äpfel. Diese enthalten nämlich ein Protein, welches jenem in Birkenpollen sehr ähnlich ist. Das Immunsystem „verwechselt“ gewissermaßen beide Allergieauslöser miteinander. Betroffene haben dann beim Verzehr der Lebensmittel sehr ähnliche Beschwerden, wie in der Hochphase des Pollenflugs. Meist äußert sich die Kreuzallergie durch ein Jucken im Mund- und Rachenbereich. Bei einem Allergietest ist es daher sinnvoll, auch auf bekannte Kreuzallergien zu testen. So wissen Allergiker*innen sofort, ob es weitere Allergieauslöser für sie gibt und können die entsprechenden Stoffe meiden.

Muttermilch kann vor Allergien schützen

Schon als Säugling werden die Weichen für ein späteres Allergierisiko gestellt. Wie zahllose Studien belegen, haben Kinder, die in den ersten Monaten ihres Lebens gestillt werden, ein deutlich niedrigeres Risiko, später im Leben eine Allergie zu entwickeln. Auch wenn Stillen nicht zu 100% vor Allergien schützen kann, hat das Stillen in den ersten Lebensmonaten viele Vorteile für Mutter und Kind.

 Wenn nicht gestillt werden kann, sind Säuglingsanfangsnahrungen heute so ausgeklügelt konzipiert, dass sie ein guter Ersatz sind. Allerdings sollte auch wirklich nur eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Tiermilch oder pflanzenbasierte Drinks sind kein Muttermilchersatz und gehören nicht ins Fläschchen. Auch Pro- und Präbiotika schützen nach aktuellen Erkenntnissen nicht vor allergischen Erkrankungen. Die bisherige Empfehlung, Säuglinge mit Allergierisiko mit sog. HA-Babynahrung zu versorgen, wurde stark eingeschränkt. Nur noch HA-Babyahrung mit Wirksamkeitsnachweis kann empfohlen werden. Viele HA-Nahrungen erhalten diesen Wirksamkeitsnachweis nicht.   Mütter sollten sich hier am besten von Ihrem Arzt, Ihrer Hebamme oder Ihrer Ernährungsfachkraft beraten lassen.

Kind wird gestillt | Novartis – Klinische Forschung
Mann mit Milchglas in der Hand hält sich den Bauch | Novartis – Klinische Forschung

Unverträglichkeit oder Allergie, was ist der Unterschied?

Auch wenn Unverträglichkeit und Allergie gerne gleichgesetzt oder verwechselt werden, eine Unverträglichkeit (Intoleranz) gegen ein Nahrungsmittel ist nicht das gleiche wie eine Allergie. In beiden Fällen reagiert der Körper sehr unterschiedlich. Während bei einer Allergie immer das Immunsystem beteiligt ist, hat es bei einer Intoleranz keinen Einfluss.  Bei Unverträglichkeiten wie z.B. einer Laktoseintoleranz, oder einer Histaminunverträglichkeit sind bestimmte Stoffwechselprozesse im Körper gestört. Die Aufnahme oder der Abbau des Lebensmittels funktionieren dann nicht mehr reibungslos. Häufige Folgen sind Blähbauch, Magenschmerzen oder Durchfall.

Die medizinische Forschung auf dem Gebiet der Lebensmittelallergien wird u.a. in klinischen Studien vorangetrieben. In klinischen Studien werden unter ärztlicher Leitung neue Therapien untersucht. Dadurch kann sich eine Behandlungsoption für interessierte Patient*innen ergeben.

Information zum Studienprogramm von Novartis finden Sie hier. Ist aktuell keine Studie interessant, können Sie sich hier für den Studienwecker anmelden, um sich gezielt über zukünftige Studien zu bestimmten Erkrankungen benachrichtigen zu lassen.

Manchmal ist es Rheuma

Auch wenn es nur ein schwacher Trost ist: Mit Rückenschmerzen ist man in Deutschland nicht allein. Zig Menschen plagen sich mit einem schmerzenden Kreuz, doch die wenigsten kommen auf den Gedanken, sie könnten an einer ernsten Erkrankung leiden. Zu wenig Sport getrieben, zu lange am Schreibtisch gesessen oder einfach nur schlecht geschlafen – es ist völlig normal zuerst nach einfachen Erklärungen zu suchen. Manchmal verschwinden die Rückenschmerzen dann auch plötzlich wieder für eine gewisse Zeit. Aber was tun, wenn der schmerzende Rücken zum Dauerzustand wird und Schmerzmittel allein nicht helfen?

Keine Frage des Alters

Das fragte sich auch Tabea Hartmann* nach vielen Jahren chronischer Rückenschmerzen und unzähligen erfolglosen Therapieversuchen. „Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich an einer rheumatischen Erkrankung leide. Als die Schmerzen begannen, war ich Anfang 20!“ Rheuma, so dachte die 38-jährige, sei eine Erkrankung des Alters. Dass das nicht stimmt, stellte sie fest, als sie das erste Mal eine Rheumatologenpraxis betrat. Patient*innen aller Altersklassen waren vertreten, sogar Kleinkinder.

Für Tabea Hartmann begann die Krankheit schleichend. „Kurz nach der Ausbildung fing mein unterer Rücken an zu schmerzen.“ erinnert sie sich zurück. „Ich spielte damals viel Volleyball im Verein, also dachte ich zunächst an eine Sportverletzung“. Doch das Röntgenbild bei ihrer Ärztin war unauffällig. Typisch für das frühe Stadium einer axialen Spondyloarthritis, deren bekannteste Form der Morbus Bechterew ist: auf dem Röntgenbild ist sie (noch) nicht erkennbar. Daher wird sie auch nicht-röntgenologisch axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA) genannt.

Rückenschmerzen | Novartis - klinische Forschung - Frau mit Rückenschmerzen

Schmerzschübe und Morgensteifigkeit

Rückenschmerzen | Novartis - klinische Forschung - Frau mit Rückenschmerzen sitzt auf Bett

Tabea Hartmann bekam Schmerzmittel verschrieben, die allerdings nicht zu wirken schienen, denn die Schmerzen blieben, trotz der Medikamente. Dann nach einigen Wochen plötzlich die Wende: die Rückenschmerzen ließen nach und verschwanden. Tabea Hartmann wunderte sich zwar, aber wähnte sich über den Berg. Ein Indiz für die nicht-röntgenologische axiale Spondyloarthritis (nr-axSpA), der frühen Form des Morbus Bechterews: Die Beschwerden treten in Schüben auf, sodass die Betroffenen anfangs oft denken, es handele sich um einen einmaligen Vorfall.

Leider kamen die Schmerzen wieder, immer öfter sogar, gepaart mit morgendlicher Unbeweglichkeit der Glieder – Morgensteifigkeit, wie Tabea Hartmann heute weiß. Neben dem Rücken schmerzte nun auch das Gesäß. Eine Ursache konnte nicht gefunden werden. Neben den diffusen wiederkehrenden Schmerzen, die sich meist im unteren Rücken konzentrieren und bis ins Gesäß ausstrahlen, ist die Morgensteifigkeit ein typisches Symptom für rheumatische Rückenschmerzen. Direkt nach dem Aufstehen ist die Unbeweglichkeit am stärksten, verbessert sich jedoch mit Bewegung.

Odysee durchs Gesundheitssystem

Tabea Hartmann besuchte verschiedene Ärzt*innen, immer auf der Suche nach der Ursache für ihre chronischen Rückenschmerzen und ihre zunehmende Bewegungseinschränkung. Es wurden die unterschiedlichsten Diagnosen, von Lendenwirbelsäulen-Syndrom bis zum Schulter-Arm-Syndrom, gestellt. „Weil meine Schmerzen immer wieder zeitweise verschwanden und an verschiedenen Stellen entlang des Rückens auftraten, war es so schwierig, die Krankheit zu erkennen“ resümiert Tabea Hartmann. „Ein weiteres Problem war auch, dass ich gar nicht auf die Idee kam, andere Symptome könnten mit meinen Rückenschmerzen zusammenhängen. Ich hatte z. B. plötzlich diese hartnäckige Augenentzündung und Schmerzen in meinem Handgelenk. Beim jeweiligen Facharzt erzählte ich immer nur das, was ich für wichtig hielt, aber nie von allen Beschwerden. Warum sollte ich auch mit meiner Augenärztin über meine Rückenschmerzen sprechen?”

Schließlich kam der Zufall zur Hilfe. Der neue Freund ihrer besten Freundin arbeitete als Assistenzarzt in der rheumatologischen Abteilung einer großen Klinik. Bei einem gemeinsamen Abendessen brach sie in Tränen aus, die ständigen Schmerzen zehrten an ihren Nerven. Er stellte ihr einige Fragen und sagte schließlich den alles verändernden Satz: „Tabea, ich glaube, du hast Morbus Bechterew.“ Die Untersuchung in der Klinik am Tag darauf bestätigte die Vermutung.

Rückenschmerzen | Novartis - klinische Forschung - Patienten im Wartezimmer

Teilnahme an einer klinischen Studie?

„Endlich zu wissen, was mit mir los ist, den Schmerzen einen Namen geben zu können, das war eine unendliche Erleichterung!“ beschreibt Tabea Hartmann ihre Gefühle, nachdem die Diagnose bestätigt wurde. Dann stellte sich die Frage der Behandlung. Üblicherweise werden Patient*innen mit sogenannten Basistherapeutika behandelt, meist einer Kombination aus Kortison und Antirheumatika, welche die Schmerzen jedoch häufig nur mäßig lindern können. Der befreundete Arzt erwähnte auch die Möglichkeit, an einer Studie für Morbus Bechterew teilzunehmen.

Tabea Hartmann entschied sich schließlich für diese Lösung. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen“ gesteht sie heute. „Zu Beginn war da viel Unsicherheit und auch Angst, denn der Wirkstoff mit dem ich behandelt werden sollte, war noch nicht zugelassen.“ Was wenn schlimme Nebenwirkungen auftreten würden, oder bleibende Schäden durch die Medikamenteneinnahme entstünden? Sie führte viele Gespräche mit der Studienärztin, mit ihrem Mann, Freund*innen, ihrem Hausarzt und entschied sich schließlich für eine Studienteilnahme als Therapie. Trotz der Umstände, die ihr die häufigeren Untersuchungen im Rahmen der Studie verursacht haben, hat sie ihre Entscheidung nicht bereut.

Dass es ihr heute viel besser geht, führt sie auch auf ihr intensives Sportprogramm und die zusätzliche Krankengymnastik zurück. „Wenn ich meinen Sport schleifen lasse und mich wenig bewege, merke ich das sofort, dann verschlechtert sich die Situation, trotz regelmäßiger Medikamenteneinnahme“. Ihr persönliches Credo für mehr Lebensqualität lautet daher: Immer in Bewegung bleiben!

Eine Erkrankung – viele Begriffe

Bei rheumatischen Erkrankungen handelt es sich um sog. Autoimmunerkrankungen. Eine Autoimmunerkrankung entsteht, wenn das eigene Immunsystem Bestandteile des Körpers als Gefahr erkennt. Es fängt an, bestimmte körpereigene Strukturen zu bekämpfen und kann dadurch großen Schaden im Körper anrichten. Ein Beispiel hierfür ist die rheumatoide Arthritis (auch nur Rheuma oder Arthritis genannt). Hierbei greift das Immunsystem Bestandteile der Gelenke an und es kommt zu chronischen Entzündungen in diesen Gelenken.

Für verschiedene rheumatische Erkrankungen, die die Wirbelsäule betreffen, werden sehr unterschiedliche Begriffe verwendet, die teils unterschiedliche Stadien ein- und derselben Erkrankung beschreiben. Wir erläutern die wichtigsten:

Rückenschmerzen | Novartis - klinsiche Forschung - Arzt zeigt Patient Röntgenbild

Axiale Spondyloarthritis (axSpA) ist ein Sammelbegriff für rheumatische Erkrankungen der Wirbelsäule. Wie bei allen rheumatischen Erkrankungen wird die Entzündung durch eine Überreaktion des Immunsystems ausgelöst. Im Falle der axSpA verursacht diese Überreaktion eine Entzündung der Wirbelsäule. Als Folge dieser Entzündung entstehen Rückenschmerzen und ein allgemeines Gefühl der Steifigkeit im Körper, vor allem am Morgen (Morgensteifigkeit).

Morbus Bechterew ist die bekannteste der rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen. Die chronische Entzündung der Wirbelsäule besteht bereits so lange, dass die Entzündung Veränderungen an den Knochen der Wirbelsäule hervorgerufen hat. Diese sind im Röntgenbild sichtbar. Bandscheiben und Bänder können verknöchern und versteifen und die Wirbelsäule unbeweglich machen. Häufig treten auch Augenentzündungen und Schmerzen in den Gelenken auf, seltener kommt es zusätzlich zu Darmentzündungen. Wird Morbus Bechterew nicht rechtzeitig behandelt, kommt es zu einer Verkrümmung des Rückens (Buckel).

Nicht-röntgenologische-axSpA (nr-axSpA) ist eng mit dem Morbus Bechterew verwandt. Sie wird auch als Anfangsstadium des Morbus Bechterew bezeichnet. Die nr-axSpA macht sich durch dauerhafte Schmerzen im unteren Rücken bemerkbar. Neben Wirbelsäule und Gesäß können auch Schmerzen in anderen Gelenken auftreten. Ebenso wie im fortgeschrittenen Stadium, dem Morbus Bechterew, können auch bei der Frühform Augenentzündungen auftreten. Da die Entzündung in der Wirbelsäule noch nicht lange genug besteht, um Veränderungen an den Knochen zu bewirken, ist die nr-axSpA nicht auf dem Röntgenbild erkennbar, deswegen die Bezeichnung „nicht röntgenologisch“. Aufgrund des unauffälligen Röntgenbildes wird in diesem frühen Stadium häufig noch nicht an Rheuma gedacht und mit gängigen Schmerzmitteln behandelt, die jedoch bei rheumatischen Schmerzen nicht wirken können. Durch eine Untersuchung im MRT (Kernspintomographie) kann die Krankheit schon im frühen Stadium erkannt werden.

Bei Sakroilitis ist vor allem die untere Wirbelsäule mit dem Kreuz-Darmbein-Gelenk (Iliosakralgelenk) von der rheumatischen Entzündung betroffen. Die Entzündung wird an dieser Stelle als extrem schmerzhaft empfunden und kann unbehandelt zu unveränderlichen Haltungsschäden (krummer Rücken, gebeugte Haltung) führen.

Als Spondylitis wird  eine bakterielle Entzündung der Wirbelsäule bezeichnet. Die Bakterien gelangen über den Blutkreislauf in die Wirbelsäule und lösen dort die Entzündung aus. Die Spondylitis ist keine rheumatische Erkrankung und wird mit Antibiotika behandelt. Sie wird hier erwähnt, da die verschiedenen Begriffe manchmal ungenau oder verkürzt verwendet werden.

Die ankylosierende Spondylitis (=Spondylitis ankylosans) ist im Gegensatz zur Spondylitis eine Erkrankung des rheumatischen Formenkreises und wird häufig als Synonym für Morbus Bechterew verwendet.

Spondylosis deformans bezeichnet gesammelt alle Veränderungen der Wirbelsäule, die im Röntgenbild als Unregelmäßigkeit am Knochen sichtbar werden, z. B. als Zacken oder knöcherner Wulst. Der Begriff sagt nichts über die Ursache der Veränderungen aus. Im deutschen wird hierfür auch der Begriff Spondylose verwendet.

*Person & Lebensgeschichte wurde basierend auf typischen Patientenberichten erstellt.